Diplomatische Woche in New York, wichtige Reden bei den UN – und ein Gala-Dinner, bei dem die Schmetterlinge im Bauch flatterten. Elon Musk, der umstrittene Internetmilliardär, Besitzer von Autofabriken, Marsraketen und dem sozialen Netzwerk X, vielfacher Liebhaber und zehnfacher Vater, machte aus seinen Empfindungen kein Geheimnis.
Er sei so glücklich, die Frau ankündigen zu dürfen, die innen noch schöner sei als außen, „even more beautiful on the inside than she is on the outside“, schmachtete Musk auf offener Bühne keine Geringere an als Giorgia Meloni, Italiens Ministerpräsidentin. Die genoss die Bewunderung in vollen Zügen und dankte ihm für seinen „precious genius“, sein kostbares Genie. Die beiden verstehen sich prächtig, für Musk hat Meloni immer Platz im Kalender frei. Im Ziegfeld Ballroom in Downtown Manhattan habe förmlich „Liebe in der Luft gelegen“, notiert das Nachrichtenportal Politico.
Ihren Laudator hat sich Meloni selbst ausgesucht
Exakt seit zwei Jahren ist Giorgia Meloni in Rom im Amt, am 25. September 2022 gewannen ihre Postfaschisten Fratelli d’Italia fast aus dem Stand die Parlamentswahlen, seitdem regiert sie eine Drei-Parteien-Rechtsaußenkoalition. Die erste Frau an der Spitze der italienischen Regierung hat seitdem auch Niederlagen einstecken müssen, hält sich aber weiter an der Spitze der Parteienlandschaft.
Innenpolitisch verfolgt sie einen sehr rechten Kurs mit dem Versuch, die Rechtsordnung und das Kulturleben des Landes von missliebiger linker und liberaler Dominanz zu befreien, so sieht sie das. Außenpolitisch dagegen war sie bisher, anders als ihre rechten Gesinnungsfreunde in Ungarn, Frankreich oder auch Deutschland, stramm auf Anti-Putin- und Pro-Ukraine-Kurs.
Für diese klare Positionierung verlieh ihr am Montagabend der angesehene Thinktank Atlantic Council, der von Wirtschaftsführern und ehemaligen US-Regierungsmitgliedern getragen wird, den Preis für einen Weltbürger oder eine Weltbürgerin, „Global Citizens Award“; im vergangenen Jahr waren der deutsche Kanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij die Preisträger. Gewürdigt wird Melonis „bahnbrechende Rolle als erste Ministerpräsidentin Italiens, ihre starke Unterstützung der Europäischen Union und des transatlantischen Bündnisses sowie ihr Vorsitz der Gruppe der Sieben im Jahr 2024“.
Musks Äußerung zu Taylor Swift fand sogar seine Tochter „abscheulich“
Wie man lesen kann, fand zwar die Preisträgerin das Wohlgefallen der Mitarbeiter des Council, weniger begeistert war man dort vom Laudator, den sich Meloni gewünscht hatte und den sie bekam: eben Elon Musk. Der Milliardär wandert im politischen Spektrum gerade immer weiter nach rechts und fällt mit teilweise abstrusen Äußerungen auf. Darin ähnelt er seinem politischen Verbündeten Donald Trump, der ihm für den Fall seiner Wahl bereits ein Spitzenamt in Aussicht gestellt hat.
Eines von Musks bevorzugten Themen sind die niedrigen Geburtenraten in vielen westlichen Ländern. Namentlich die Italiener sieht Musk bereits vom Aussterben bedroht. Als er im Dezember 2023 Ehrengast des von Meloni gegründeten Atreju-Festivals der rechtsextremen Parteijugend in den Gärten der Engelsburg in Rom war, kam er mit einem seiner zehn Kinder auf dem Arm auf die Bühne und forderte die Teilnehmer auf, mehr Kinder zu machen.
Entsprechend mischte er sich auch in die vom Trump-Vize J. D. Vance angestoßene Debatte um kinderlose Spitzenpolitikerinnen ein. Dieser hatte früher einmal abschätzig von „kinderlosen Katzenladys“ gesprochen, „die in ihrem eigenen Leben und den Entscheidungen, die sie getroffen haben, unglücklich sind und deshalb auch den Rest des Landes unglücklich machen wollen“. Was man gut und gerne als auf die demokratische Kandidatin Kamala Harris gemünzt verstehen konnte.
Als der berühmteste Popstar dieser Tage, Taylor Swift, sich kürzlich politisch zu Harris bekannte und ihre Erklärung mit den Worten „kinderlose Katzenlady“ unterzeichnete, konterte Musk auf X: „Schön, Taylor ... Ich werde dir ein Kind schenken und deine Katzen mit meinem Leben beschützen.“ Den Beitrag fand selbst seine Tochter Vivian „abscheulich“.
Ein Spitzentreffen westlicher Staatschefs mit Biden will die Preisträgerin schwänzen
Als erwünschter Laudator auf die 47 Jahre alte alleinerziehende Mutter einer Tochter machte Musk aus seiner Zuneigung keinen Hehl. Er stellte Meloni in glühenden Worten vor: „Authentisch, ehrlich und nachdenklich“, das könne man nicht von allen Politikern sagen. Chronisten notierten: Gelächter im Saal.
Meloni wiederum pries in ihrer 15-minütigen Dankesrede auf Englisch die westliche „über Jahrhunderte aufgebaute Zivilisation“. Sie betonte die Kraft des Patriotismus, der die beste Antwort auf jene sei, die einem „unvermeidlichen Niedergang des Westens“ das Wort redeten: „Unsere Freiheit, unsere Werte und der Stolz, den wir für sie empfinden, sind die Waffen, die unsere Gegner am meisten fürchten.“
Ihre bisherige Unterstützung für die Ukraine erwähnte Meloni nur kurz. Beobachtern fiel allerdings auf, dass sie diesmal, so jedenfalls die ursprüngliche Zeitplanung, am Rande der UN-Generalversammlung auf ein Treffen mit Selenskij verzichteten wollte. Auch ein geplantes Spitzentreffen westlicher Staats- und Regierungschefs mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus an diesem Mittwoch will sie wohl schwänzen und sich allenfalls, zurück in Rom, online zuschalten – obwohl sie doch noch bis Jahresende G-7-Vorsitzende ist.
Mit Biden hatte sie sich bei ihrem letzten Besuch in Washington auffällig gut verstanden, im laufenden US-Wahlkampf hält sie aber Distanz zu beiden Kandidaten. Nicht zuletzt ihr New Yorker Programm macht jedoch klar, welchem politischen Lager sie sich zugehörig fühlt.