Giftiger Wahlkampf:Von Kotzbrocken und Skinheads

SPD und Union haben im Bundestagswahlkampf nun die Giftspritzen herausgeholt: Das Gezanke hat Tradition. Ein Rückblick

Michael König

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Drei Monate vor der Bundestagswahl ist von einer großen Koalition nicht mehr viel zu spüren: Politiker von SPD und CDU/CSU haben die Giftspritzen herausgeholt. Das Gezanke der beiden Volksparteien hat Tradition: die gegenseitigen Schmähungen reichten vom "Kotzbrocken" bis zum "Skinhead".

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat den CSU-Wirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) nach der Insolvenz des Karstadt-Konzerns Arcandor scharf attackiert:

"Regierende, denen es egal ist, was mit Abertausenden Arbeitsplätzen passiert, sollten noch einmal nachlesen, welchen Amtseid sie geschworen haben. Darin steht nämlich die Verpflichtung, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden."

Der Vizekanzler wirft dem CSU-Shootingstar vor, die Rettung von Arbeitsplätzen verhindert zu haben:

"Es kann doch nicht sein, dass der Arbeitsminister für Arbeit kämpft und der Wirtschaftsminister für Insolvenzen."

Die Antwort der CSU ließ nicht lange auf sich warten ...

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CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt keilte zurück:

"Steinmeier ist der Oberlangweiler der Bundesregierung, der jede politische Debatte in ein Schlaflied verwandelt."

Bereits im März hatten die Koalitionspartner verbal die Klingen gekreuzt: Bayerns ...

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... Ministerpräsident Horst Seehofer legte den Sozialdemokraten sogar den Ausstieg aus der Koalition nahe. SPD-Chef Franz Müntefering (Foto) antwortete:

"Wir werden Seehofer quälen, so lange wir können - bis zum letzten Tag der Legislaturperiode."

In Bayern warfen sich die Volksparteien sprachliche Entgleisungen vor, als ...

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... der bayerische SPD-Vize Florian Pronold im Oktober 2007 den neuen Chef der Staatskanzlei, Markus Söder (Foto) schmähte. Pronold sagte:

"Eine solche Beförderung des Stoiber-Günstlings und größten Kotzbrockens der deutschen Politikszene ist den Bayern nicht zuzumuten."

CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann erklärte, diese Worte seien "unerträglich und nicht akzeptabel".

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Großen Ärger rief Jürgen Trittin hervor, als er 2001 in seiner Funktion als Umweltminister der rot-grünen Koalition auf den damaligen CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer losging:

"Meyer hat die Mentalität eines Skinheads und nicht nur dessen Aussehen."

Trittin war übel aufgestoßen, dass Meyer bekundet hatte, er sei stolz, ein Deutscher zu sein. Unionsfraktionschef Friedrich Merz nannte Trittins Äußerung eine "schlimme Entgleisung".

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Die Geschichte der Schmähungen in der Politik ist lang. Der Autor Günter Pursch hat in seinem Parlamentarischen Schimpfbuch (Herbig-Verlag) Stilblüten aus 60 Jahren Bundestag gesammelt. Immer für einen Seitenhieb gut war der "Zuchtmeister" der SPD, Herbert Wehner. 1978 war der Ton offenbar noch etwas gemäßigter, und so kommt Wehner bei seiner Stichelei gegen die damaligen Oppositionspartei CDU ohne Schimpfwörter aus:

"Sie sind gar nicht eine parlamentarische Opposition; Sie sind eine außerparlamentarische Opposition, im Sinne von APO, aber rechts draußen."

Eher mit dem Degen als mit der Keule ging auch Bundeskanzler Helmut Kohl vor, als ...

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... er sich 1994 im Bundestagswahlkampf die SPD-Troika Schröder/Lafontaine/Scharping (Foto, von links) vornahm. Kohl stichelte:

"Eines habe ich nicht ganz verstanden. Nämlich, dass sie gesagt haben: Die drei, die jetzt antreten, sind alle besser als der gegenwärtige Amtsinhaber. Ich frage Sie: Warum kommen Sie denn dann mit dreien?"

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Ebenfalls im Wahlkampf 1994 griff der spätere CSU-Wirtschaftsminister Michael Glos den Ministerpräsidenten des Saarlandes, Oskar Lafontaine, an. Glos rückte ihn in die Nähe eines Bordellbesitzers:

"Herrn Lafontaine, dem Schulden-Oskar von der Saar, die Verantwortung für die deutschen Finanzen zu übertragen, hieße doch, den Bock zum Gärtner zu machen. Wer dies tut, handelt genauso töricht wie der Trägerverein eines Lyzeums, der einen Rotlichtbaron zum Präfekt beruft."

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Zehn Jahre früher bewies der damalige Bundesarbeitsminister der CDU, Norbert Blüm, rhetorisches Geschick, als er die Sozialdemokraten aufs Korn nahm:

"Die Treffsicherheit sozialdemokratischer Prognosen entspricht der Zielgenauigkeit einer Schrotflinte, die unter die Dampfwalze geraten ist."

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Es ist ein Kreuz mit den Zwischenrufern, die im Bundestag die Rede des politischen Gegners zu stören versuchen. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Hans-Joachim Vogel, schießt 1986 zurück:

"Ich bin gerne bereit, die Zurufe für das Publikum weiterzugeben: 'Fieser Typ', 'Feigling', das sind so die christlich-demokratischen Argumente, die hier verwendet werden."

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Das letzte (Schimpf-)Wort gehört Bundeskanzler Helmut Schmidt, SPD, der 1974 ebenfalls von Störern im Bundestag geplagt wurde:

"Die gesamtdeutsche Gesinnung dieser Bande von Zwischenrufern wird durch die Qualität ihrer Zwischenrufe deutlich."

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