Gibraltar:An iranischem Öltanker entzündet sich neuer diplomatischer Streit

Lesezeit: 2 min

Ein britisches Marineschiff patrouilliert neben dem Supertanker Grace 1. (Foto: AFP)
  • Die britische Marine hat vor Gibraltar einen iranischen Öl-Tanker festgesetzt, der gegen EU-Sanktionen verstoßen haben soll.
  • Es gibt Indizien, die darauf hinweisen, dass das Öl aus Iran stammen könnte.
  • Iran protestiert gegen die Festsetzung des Schiffs.
  • Die spanische Regierung erklärte, die Grace 1 sei offenbar in spanischen Gewässern gestoppt worden. Großbritannien habe auf Bitten der USA gehandelt.

Wegen des Verdachts illegaler Öllieferungen für Syrien ist in Gibraltar ein iranischer Tanker gestoppt worden. An dem Fall entzündet sich ein internationaler diplomatischer Streit. Iran hat den britischen Außenminister einbestellt und auch Spanien reagiert verärgert.

Ermittler und britische Marinesoldaten seien am Donnerstagmorgen an Bord des Supertankers Grace 1 gegangen, bestätigten die Behörden des britischen Überseegebietes. "Wir haben das Schiff und seine Fracht aufgehalten", sagte Gibraltars Regierungschef Fabian Picardo. Es gebe Grund zu der Annahme, dass das Rohöl an Bord der Grace 1 für die Banjas-Raffinerie in Syrien bestimmt gewesen sei, erklärte er in einer Videobotschaft. Dabei handele es sich um einen Verstoß gegen die Sanktionen der Euroäischen Union gegen die Regierung von Syriens Präsident Baschar al-Assad. Gibraltars Behörden hätten daher die Hilfe der britischen Streitkräfte angefordert. Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May begrüßte das Vorgehen der Regionalregierung.

Die Sanktionen der EU sind wegen Assads hartem Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung verhängt worden. Davon betroffen sind derzeit 270 Personen und 70 Unternehmen. Seit 2011 stehen Öl-Lieferungen an Syrien unter Strafe. Darüber hinaus haben auch die USA nach ihrem Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran Sanktionen in Kraft gesetzt, die speziell iranische Ölexporte verhindern sollen.

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Washington ist davon überzeugt, dass der "maximale Druck" auf Teheran bereits Erfolge zeigt. Tatsächlich treffen die Sanktionen das Land hart. Offen ist aber, ob Iran deswegen die Unterstützung verbündeter Milizen kürzt.

Von Paul-Anton Krüger

Ob die Grace 1 tatsächlich Öl aus dem Iran geladen hatte, ist bislang von den Behörden in Gibraltar nicht bestätigt worden. Der Branchendienst "Lloyd's List" geht davon allerdings aus. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass das Schiff offiziellen Unterlagen zufolge im irakischen Hafen Basra beladen worden sein soll. Allerdings tauche der Tanker dort in den Büchern nicht auf. Zudem sei der Transponder des Schiffs ausgeschaltet gewesen. Als es wieder geortet werden konnte, habe es sich voll beladen nahe des iranischen Hafens Bandar befunden.

Die Grace 1 fährt unter der Flagge Panamas, zuständig für den Betrieb soll ein Unternehmen in Singapur sein. Das iranische Außenministerium erklärte am Donnerstag, der Tanker gehöre der islamischen Republik. "Der Stopp des iranischen Öltankers durch die britische Marine war illegal", schrieb Ministeriumssprecher Abbas Mussawi auf Twitter. Als Protest sei der britische Botschafter ins Außenministerium einbestellt worden.

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, John Bolton, sprach von "exzellenten Nachrichten". Er schrieb auf Twitter: "Amerika und unsere Verbündeten werden die Regimes in Teheran und Damaskus daran hindern, von diesem illegalen Handel zu profitieren."

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Die spanische Regierung erklärte, der Tanker sei auf Betreiben der USA von Großbritannien abgefangen worden. Der spanische Außenminister Josep Borrell sagte Reportern in Madrid, dass seine Regierung Konsequenzen der Festsetzung des Tankers nachgehe. "Wir überprüfen, wie sich dieser Einsatz auf unsere Souveränität auswirkt." Gibraltar steht seit 1713 unter britischer Souveränität. Das Gebiet wird aber von Spanien beansprucht.

Die Festsetzung des Tankers und der neue diplomatische Streit kommen zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran sind unter anderem wegen Washingtons Ausstieg aus dem Atomabkommen und verhängter Sanktionen hoch. Zuletzt erhöhten die USA ihre Militärpräsenz im Persischen Golf und der Iran erklärte, ab Sonntag wieder unbegrenzt Uran anzureichern.

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