- Ein türkischer Polizist wird zu knapp acht Jahren Gefängnis verurteilt, wegen des Todes eines Demonstranten im Gezi-Park im vergangenen Jahr.
- Die Familie des Getöteten kritisiert das Urteil und kündigt Berufung an.
- Bei den Protesten gegen die Regierung Erdogan waren 2013 mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen.
Langjährige Haftstrafe für Polizisten
Mehr als ein Jahr nach den Gezi-Protesten in der Türkei ist ein Polizist erstmals wegen des Todes eines Demonstranten zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Gericht in Ankara verurteilte ihn wegen Totschlags zu sieben Jahren, neun Monaten und zehn Tagen Gefängnis, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Dem Polizisten war vorgeworfen worden, am 1. Juni 2013 in Ankara den 26-jährigen Demonstranten Ethem Sarisülük erschossen zu haben. Amnesty International hatte nach den Gezi-Protesten kritisiert, die Polizei werde für gewalttätige Übergriffe nicht bestraft.
Familie des Opfers will in Berufung gehen
Das Gericht wies die Argumentation der Verteidigung zurück, dass der Polizist bei der gewalttätigen Demonstration zur Selbstverteidigung geschossen habe. Es urteilte aber, der Todesschütze sei provoziert worden. Die Staatsanwaltschaft hatte mindestens 26 Jahre Haft für den Polizisten wegen Mordes gefordert.
Sarisülüks Familie kritisierte das Urteil nach einem Bericht der Zeitung Hürriyet Daily News als zu milde und kündigte Berufung an.
Todesschuss war gefilmt worden
Bei den Protesten gegen die Regierung im Istanbuler Gezi-Park im vergangenen Sommer war der damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan von zahlreichen westlichen Partnern für das harte Vorgehen der Polizei kritisiert worden. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben. Der Schuss auf Sarisülük war auf Video festgehalten worden.