Israelis und Palästinenser sind nach der Serie blutiger Anschläge im Süden Israels in einer Spirale zunehmender gegenseitiger Gewalt gefangen. Palästinensische Extremisten schossen nach israelischen Armeeangaben binnen 48 Stunden etwa 75 selbst gebaute Kleinraketen auf Israel ab. Am Samstag wurde ein Israeli getötet, als eines der Geschosse in ein Wohnhaus in der Stadt Beerscheba einschlug. Medienberichten zufolge wurden mindestens zehn weitere Menschen verletzt.
Israels Regierung erörtere nun weitere Vergeltungsschläge, berichteten nationale Medien. Eine Bodenoffensive wie zuletzt 2009 wurde jedoch nicht erwartet. Bei israelischen Luftangriffen waren seit Donnerstag 15 Menschen getötet und mindestens 45 verletzt worden.
Der Tod von fünf ägyptischen Grenzschützern an der Grenze zu Israel stürzte zudem die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen beiden Ländern in eine weitere Krise. Ägypten drohte mit dem Abzug seines Botschafters aus Tel Aviv, sollte sich Israel nicht formell entschuldigen. Die Ägypter werfen Israel vor, die Wachposten bei der Verfolgung der Attentäter erschossen zu haben. Ob eine Erklärung des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak, er "bedauere" den Tod der Ägypter als ausreichend anerkannt wird, war zunächst nicht klar.
Das Nahostquartett warnte angesichts der Entwicklungen vor einem "Risiko der Eskalation". Beide Seiten sollten Zurückhaltung üben. Die internationalen Vermittler aus UN, EU, USA und Russland verurteilten zugleich in einer gemeinsamen Erklärung die Anschläge in Israel. Sie sprachen von einem "feigen Akt" und "vorsätzlichem Terrorismus". Zugleich äußerte sich das Quartett besorgt über die "unhaltbare Situation" im Gazastreifen und die Sicherheitslage auf der Sinai-Halbinsel.
Nach Demonstrationen vor der israelischen Botschaft in Kairo demonstrierten auch in Jordanien zahlreiche Menschen gegen die Bombardierung des Gazastreifens durch Israel. In Tel Aviv beteiligten sich mehrere tausend Menschen an einem Schweigemarsch. Dazu hatten die Organisatoren der im Juli begonnenen Sozialproteste gegen hohe Lebenshaltungskosten und ungleiche Lebensverhältnisse aufgerufen.
Die ursprünglich geplanten Demonstrationen waren wegen der blutigen Anschläge vom Donnerstag. Auf mitgeführten Plakaten war zu lesen: "Solidarität mit dem Süden und mit Gaza".