Gewaltausbruch im Kosovo:Serbien droht mit Ende des Kosovo-Dialogs

Im neu aufgeflammten Kosovo-Konflikt verschärfen die Serben die Gangart: Sie drohen mit dem Aus des EU-Dialogs mit Pristina, Hunderte blockieren Grenzstraßen mit Baumstämmen und Autoreifen, das serbische Parlament beruft eine Sondersitzung ein.

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Norden des Kosovos hat Serbien seine Gangart in dem Konflikt verschärft. Belgrad drohte am Freitag mit dem Abbruch des von der EU vermittelten Dialogs zwischen beiden Staaten, sollten zwei umstrittene Grenzübergänge nicht wieder von serbischen Beamten kontrolliert werden.

U.S. NATO soldiers look at Kosovo Serbs sitting on the road blockade in the village of Zupce

Der Einsatz von Kfor-Soldaten hat die Situation stabilisiert, doch die Wut auf der serbischen Seite ist groß: Hier blockieren Demonstranten eine Straße in der Nähe eines Grenzübergangs.

(Foto: REUTERS)

Um den Druck zu erhöhen, sollen alle wichtigen Transitstraßen im Norden Kosovos blockiert werden, kündigten führende Politiker der serbischen Minderheit an. Schon in der Nacht zu Freitag war eine wichtige Route mit Baumstämmen, Autoreifen, Lastwagen und Baumaschinen gesperrt worden. Hunderte Serben bewachten die Hindernisse trotz starken Regens.

Die internationale Schutztruppe Kfor hatte angedroht, Blockaden gewaltsam zu durchbrechen. "Wenn die Situation an den Grenzübergängen nicht auf den vorherigen Stand zurückgeführt wird, wird es keinen Dialog mehr geben", sagte der serbische Verhandlungsführer Borislav Stefanovic der Belgrader Zeitung Blic.

Schon am Vortag hatten die serbischen Unterhändler von der Nato-geführten Schutztruppe Kfor verlangt, wieder serbische Beamte an den beiden umstrittenen Grenzübergängen zuzulassen. Demgegenüber hatte Kfor-Kommandeur Erhard Bühler angekündigt, dort in Zukunft Zöllner und Grenzpolizisten der Zentralregierung des Kosovo in Pristina zu unterstützen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte sich am Vorabend hinter verschlossenen Türen über die Situation im Kosovo informieren lassen. Dem eigens angereisten serbischen Außenminister Vuk Jeremic war der Zutritt verwehrt worden.

Die Lage sei ruhig aber labil, hatte es nach der Sitzung geheißen. Es war offen, ob sich das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen auf Antrag Russlands möglicherweise am Freitag erneut in öffentlicher Sitzung mit dem Kosovo befassen würde. An diesem Sonntag endet der deutsche Vorsitz des Sicherheitsrats.

Die serbische Regierung hat eine Sondersitzung des Parlaments zum Kosovokonflikt beantragt. Diese könne an diesem Samstag stattfinden, kündigte die Parlamentspräsidentin an. Zunächst waren allerdings noch einige Formalien zu erledigen.

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