Gewaltausbruch bei Trauerfeier in Ägypten:Präsident Mursi ordnet Untersuchung der Übergriffe an

Clashes at funeral of Christians killed in Egypt

Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen in Kairo: Die Polizei versucht, neue Gewalt zu verhindern.

(Foto: dpa)

Erneute Unruhen in Ägypten: Bei einer Trauerfeier in Kairo werden aufgebrachte koptische Christen attackiert - ein Mensch stirbt, Dutzende werden verletzt. Der islamistische Präsident Mursi zeigt sich demonstrativ solidarisch mit den Christen.

Bei einem neuen Gewaltausbruch zwischen Christen und Muslimen in Ägypten ist am Sonntag ein Mensch ums Leben gekommen. Mehr als 80 sollen verletzt worden sein, als am es am Rande einer Trauerfeier in der Kairoer Markuskathedrale zu Zusammenstößen kam. Das teilten der britischen BBC zufolge die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur und das Gesundheitsministerium mit.

Präsident Mohammed Mursi ordnete eine Untersuchung der Vorfälle an. In einer Erklärung vom Sonntagabend werden die Ägypter aufgefordert, alles zu unterlassen, "was die Sicherheit und den Zusammenhalt der Nation bedrohen könnte", wie die staatliche Zeitung Al-Ahram online berichtete. In einem Telefongespräch mit dem Papst der koptischen Kirche, Tawadros II., habe Mursi erklärt, jeder Angriff auf die Markuskathedrale sei wie ein Angriff auf ihn selbst, meldete das staatliche Fernsehen.

In der Kathedrale im Kairoer Stadtteil Abbassija wurde am Sonntag der vier Kopten gedacht, die tags zuvor bei Ausschreitungen in der Provinz Kaljubija zusammen mit einem muslimischen Jugendlichen ums Leben gekommen waren. Auslöser der Krawalle war offenbar eine Schmiererei von Christen auf einer Moschee.

Wie Augenzeugen berichteten, brach die Gewalt am Sonntagnachmittag aus, als wütende Teilnehmer der Trauerfeier begannen, Parolen gegen Mursis Regierung zu rufen. Daraufhin seien die Christen mit Schusswaffen, Brandsätzen und Steinen angegriffen worden. Der BBC zufolge setzte die Polizei Tränengas ein, um die Auseinandersetzungen zu beenden.

Die Muslimbruderschaft und das renommierte Al-Azhar-Islam-Institut verurteilten die Gewalt und forderten Christen und Muslime zum Zusammenhalt auf. In Ägypten leben etwa acht Millionen Kopten. Sie machen zehn Prozent der Bevölkerung aus. Immer wieder gibt es religiöse Unruhen zwischen Muslimen und Kopten, oft mit tödlichem Ausgang. Einer der heftigsten Gewaltausbrüche war im Oktober 2011: Bei Zusammenstößen in Kairo kamen 26 Menschen ums Leben, überwiegend Christen.

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