Gewalt in Simbabwe:Robert Mugabe - nur Gott steht über ihm

Der greise Despot in Simbabwe galt lange als Held gegen Imperialismus und Rassismus, doch im Herzen blieb er ein Buschkämpfer.

Michael Bitala

Im Weltbild des Robert Mugabe gibt es nur einen, der über ihm steht. Das ist Gott, und sonst niemand. Erst am vergangenen Wochenende, bevor sich der Oppositionsführer Morgan Tsvangirai dazu entschloss, nicht zur Stichwahl um das Präsidentenamt in Simbabwe anzutreten, ließ der greise Diktator verlauten, nur Gott könne ihn aus dem Amt entfernen.

Gewalt in Simbabwe: Robert Mugabe, der 84 Jahre alte Despot in Simbabwe, ging auch schon früher brutal gegen seine Gegner vor.

Robert Mugabe, der 84 Jahre alte Despot in Simbabwe, ging auch schon früher brutal gegen seine Gegner vor.

(Foto: Foto: afp)

Damit bestätigte er erneut, was die Bewohner seines geschundenen Landes schon seit Jahren wissen. Freiwillig wird der inzwischen 84-Jährige niemals die Macht abgeben.

Dass Mugabe jedes Maß an politischer Vernunft verloren hat, dass er sein Land lieber mit Krieg überzieht und in den Ruin treibt, statt endlich von der Herrschaft zu lassen, ist spätestens seit dem Frühjahr 2000 offensichtlich. Damals ließ er Schlägertrupps, sogenannte Kriegsveteranen, auf die Farmen weißer Bauern los.

Was danach folgte, war die nahezu komplette Zerstörung eines Landes, das einst als Kornkammer Afrikas und demokratisches Musterland gelobt wurde. Tausende weiße Farmer wurden von Mugabes Schergen enteignet und vertrieben, Zehntausende schwarze Oppositionsanhänger ausgeraubt, verprügelt, gefoltert, vergewaltigt und auch ermordet. Und das alles nur, damit der "alte Mann", wie er in Simbabwe genannt wird, weiter an der Macht bleiben kann.

Seit Jahren wird nicht nur in Simbabwe darüber diskutiert, wie es dazu kommen konnte, dass sich Robert Mugabe so verändert hat. Wurde er doch seit seiner Wahl zum Premierminister 1980, als sich die ehemalige britische Kolonie Südrhodesien in das unabhängige Simbabwe verwandelte, jahrelang als "pragmatischer Revolutionär", als "Versöhner zwischen Schwarz und Weiß" und als "sanfter Visionär" gefeiert.

Die weißen Farmer lobten damals seine "weitsichtige Landwirtschaftspolitik", europäische Politiker sahen in ihm einen Musterschüler, was die "vorbildliche Entkolonialisierung" betrifft, und der größte Teil der Welt unterstützte Mugabe, weil dieser das weiße Unrechtsregime in Südafrika bekämpfte.

In den achtzigern und neunziger Jahren war er auf der internationalen Bühne ein gefragter Mann, der mit seiner Bildung, seinem Intellekt und seinem Witz beeindruckte.

Massive Gewalt gegen seine Gegner

Seine damals schon vorhandene Brutalität und Skrupellosigkeit aber wollten die wenigsten sehen. Denn Mugabe ist immer ein Buschkämpfer geblieben, er hat immer nur in den Kategorien des Krieges gedacht und gehandelt. Nur ist das dem Rest der Welt nicht aufgefallen. Zum einen, weil der Schurkenstaat damals Südafrika hieß und Mugabe als Garant für ein versöhnliches Zusammenleben zwischen schwarzen und weißen Menschen galt. Zum anderen, weil er die weißen Farmer in Simbabwe lange Zeit in Ruhe ließ.

Was Mugabe aber mit der schwarzen Opposition gemacht hat, wurde nicht wahrgenommen. Mugabes Menschenrechtsverletzungen wurden für die internationale Gemeinschaft erst ein Thema, als mit den Farmbesetzungen Weiße betroffen waren.

Doch Mugabe ging schon Anfang der achtziger Jahre mit massiver Gewalt gegen seine Gegner vor. Kaum an der Macht kam es zum Konflikt mit Joshua Nkomo. Beide Rebellen hatten jahrelang gemeinsam gegen das südrhodesische Rassistenregime von Ian Smith gekämpft. Der einstige Jesuitenschüler Mugabe, der elf Jahre im Gefängnis saß und dort gefoltert und gedemütigt wurde, erwarb sich damals den Ruf, im Vergleich zum älteren Nkomo der weit radikalere und gewaltbereitere Guerillaführer zu sein.

Zwar nahm Mugabe den Kampfgefährten in das erste Kabinett auf, das er 1980 bildete, aber als er ihn kurze Zeit später entließ, kam es in Matabeleland, der Hochburg von Nkomos Volksgruppe Ndebele, zu Unruhen. Mugabe zögerte nicht und schickte die in Nordkorea ausgebildete und berüchtigte 5. Brigade in diese Gegend, die ein Massaker unter Zivilisten anrichtete.

Mehr als 20.000 Menschen wurden damals getötet. Die Welt aber interessierte das nicht sonderlich, und Mugabe konnte von da an alleine herrschen - was seiner Selbstüberschätzung immer absurdere Züge gab. Nach seiner Wiederwahl 1996, bei der kein Gegenkandidat angetreten war, sagte er in einem Interview: "Ist es denn meine Schuld, dass ich zu groß bin für andere? Soll ich Gott den Allmächtigen bitten, mich ein bisschen kleiner zu machen?"

Alle wichtigen Bereiche des Staates unter Kontrolle

Dass Mugabe heute in seinem Terrorregime kaum gefährdet ist, liegt dann auch daran, dass er sich in den vergangenen Jahrzehnten ein System aufgebaut hat, mit dem er alle wichtigen Bereiche des Staates unter seine Kontrolle bringen konnte.

Zu seinen engsten Verbündeten zählen die Chefs der Armee, der Luftwaffe, der Polizei, der Gefängnisverwaltung und der Geheimdienste. Außerdem beherrscht er über mehrere Holdings der Regierungspartei Zanu-PF alle Wirtschaftszweige des Landes. Die Regierungsunternehmen sind an nahezu allen Geschäften in Simbabwe beteiligt, was dazu führt, dass es ein hochkorruptes Patronagesystem gibt und sich Mugabes Machtclique ungehindert bereichern kann.

Doch nicht nur die Gier hält die Männer zusammen, sie alle müssten auch strafrechtliche Konsequenzen fürchten, sollte der Tyrann stürzen. Ihnen drohen Anklagen wegen Menschenrechtsverbrechen, einige von ihnen waren an den Massakern in Matabeleland beteiligt, andere sind für Tausende Morde, Vergewaltigungen und Folterungen seit dem Jahr 2000 mitverantwortlich.

Schon deshalb tun sie alles, um den Diktator an der Macht zu halten. Den Menschen in Simbabwe aber bleibt nichts anderes übrig als zu beten, dass Gott endlich Gnade walten lässt und Mugabe in die Hölle schickt.

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