Süddeutsche Zeitung

Gewalt im Gazastreifen:Hamas feuert Raketen auf Israel

Neue Eskalation der Gewalt in Nahost: Palästinensische Extremisten haben mehr als 60 Raketen auf Israels Süden gefeuert. Israel sagte die geplante Grenzöffnung ab.

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Mittwoch ihre Raketenangriffe auf Israel massiv verstärkt. Mehr als 60 Kassam-Raketen und Mörsergranaten seien im Grenzgebiet eingeschlagen, sagte ein Militärsprecher.

Mehr als 20 Menschen erlitten nach Angaben von Sanitätern einen Schock, mehrere Gebäude wurden beschädigt. Betroffen waren vor allem die Städte Sderot, Netivot und Aschkelon, deren Einwohner Schutzräume aufsuchen mussten.

Angesichts der neuen Raketenangriffe sagte Israel eine für Mittwoch geplante Öffnung von Grenzübergängen zum Gazastreifen für Hilfslieferungen wieder ab. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert versammelte sein Sicherheitskabinett zu einer Dringlichkeitssitzung. Dabei sollte über das weitere israelische Vorgehen entschieden werden.

Politiker fordern hartes Vorgehen

Verteidigungsminister Ehud Barak stellte nach Rundfunkangaben mehrere Einsatzpläne der Armee vor. Rechtsorientierte Politiker forderten angesichts der neuen Raketenangriffe ein hartes Vorgehen der Regierung im Gazastreifen.

Der militärische Arm der radikalislamischen Hamas-Bewegung erklärte, der Raketenbeschuss sei eine Reaktion auf den Tod dreier seiner Aktivisten am Vorabend. Israelische Soldaten hatten die Hamas-Kämpfer erschossen, als sie am nördlichen Rand des Gazastreifens einen Sprengsatz legten. Zwei weitere Hamas-Mitglieder kamen am Mittwoch bei der vorzeitigen Explosion eines Sprengsatzes im südlichen Gazastreifen ums Leben.

Es hieß, die beiden Kämpfer seien auf einer "heiligen Mission" gewesen. Diese Umschreibung nutzt die Hamas für gewöhnlich, wenn zum Kampf gegen Israel bestimmte Sprengsätze unbeabsichtigt explodierten. In der Stadt Gaza und in Beit Lahija wurden drei Zivilpersonen verletzt. Auch sie wurden offenbar Opfer von Sprengsätzen, die verfrüht detonierten.

Palästinensische Extremisten der Hamas-Organisation setzen seit Februar 2002 die "Kassam"-Kurzstreckenrakete bei Angriffen gegen israelische Grenzorte ein. Die "Kassam" ist eine verhältnismäßig einfache Waffe, die aus einem mit Treibstoff gefüllten Rohr und einem mehrere Kilogramm schweren Gefechtskopf besteht. Die Zielgenauigkeit des bis zu 2,20 Meter langen Flugkörpers ist gering, doch groß genug, um städtische Zentren zu treffen.

Ein israelischer Militärsprecher sagte am Morgen, die Grenzen sollten wegen der Angriffe geschlossen bleiben. Zuvor hatte Barak einer teilweisen Öffnung der Übergänge zugestimmt. Nach israelischen Medienberichten vom Mittwoch wollte Barak damit dem Drängen der internationalen Gemeinschaft entsprechen, die sich besorgt über die humanitäre Lage in dem von Hamas beherrschten Gazastreifen äußerte.

Israel hat das Gebiet wegen der Raketenangriffe seit sieben Wochen fast durchgängig abgeriegelt. Hamas hatte sich am Dienstag zur Erneuerung einer Waffenruhe mit Israel bereiterklärt.

Die am 19. Juni zwischen Israel und zwölf militanten Palästinenserfraktionen im Gazastreifen vereinbarte Waffenruhe war am vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Insbesondere die radikale Gruppe Islamischer Dschihad hatte anschließend die Raketenangriffe auf Israel erheblich verstärkt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.364940
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AP/hai
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.