Getöteter Dolmetscher in Afghanistan:Und das ist Deutschlands Dank

Er hat für die Bundeswehr übersetzt, nun ist der Afghane Dschawad Wafas tot. Seit die Deutschen ihre einheimischen Helfer nicht mehr brauchen, begegnen sie ihnen mit erbärmlicher Engherzigkeit. Und gehen das Risiko ein, dass noch mehr Menschen getötet werden.

Ein Kommentar von Joachim Käppner

Goethe hat über die hässliche Eigenschaft des Undanks gesagt: "Ich habe nie gesehen, dass tüchtige Menschen undankbar gewesen sind." Wie tüchtig die Deutschen in Afghanistan waren, was bleiben wird von ihrem opferreichsten Auslandseinsatz, wird sich erst nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen 2014 weisen; die Prognosen sind nicht gut.

Dass sie - nicht die Soldaten, aber die deutschen Regierungspolitiker - undankbar sind, haben sie nun bewiesen.

In Kundus wurde ein einheimischer Dolmetscher erwürgt, in der Stadt, wo die Bundeswehr bis vor Kurzem einen großen Stützpunkt unterhielt. Der Mann soll zuvor bedroht worden sein. Offenkundig gehörte er sogar zu jenem viel zu kleinen Kontingent von Helfern der Bundeswehr, die nach Deutschland ausreisen dürfen. Theoretisch.

Aber die Soldaten sind fort, er war immer noch da. Irgendwelche Formalitäten in den deutschen Behörden waren noch nicht geklärt. Nun ist er tot. Diese Menschen wurden eben noch dringend gebraucht, sie haben Deutschland vertraut. Deutschlands Dank aber waren Engherzigkeit und eine erbärmliche, zeitraubende Bürokratie. Der Dank war der Wille, möglichst wenige einreisen zu lassen.

Die Bundesrepublik sollte in Wirklichkeit wesentlich mehr Afghanen aufnehmen. Bedroht sind auch zivile Arbeitskräfte der Nato, kooperative Unternehmer und etliche mehr. Die Schande von Kundus darf sich nicht wiederholen.

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