Gesundheitssystem der USA:Selbst ist der Bürger

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US-Bürger sind selbst für ihren Krankenversicherungsschutz verantwortlich. Für die Ärmsten gibt es eine staatliche Notfall-Fürsorge.

Ingo Butters

StrukturGrundsätzlich ist es Sache jedes einzelnen Bürgers, für den eigenen Krankenversicherungsschutz zu sorgen. Die Krankenversicherung durch den Arbeitgeber ist keine Pflicht, sondern eine freiwillige Leistung des jeweiligen Arbeitnehmers.

Nur US-Bürgern über 65 Jahren sind über den Staat versichert. Menschen mit extrem niedrigem beziehungsweise keinem Einkommen übernimmt der Staat nur in medizinischen Notfällen die Kosten einer Behandlung. Reguläre medizinische Betreuung müssen sie komplett selbst finanzieren.

Generell sind die Prämien der privaten Krankenversicherungen sehr hoch. Große Unternehmen können durch Gruppenrabatte günstigere Tarife aushandeln. Kleine Betriebe können das in der Regel nicht leisten. Deshalb sind viele Arbeitnehmer in den USA entweder gar nicht oder unterversichert.

Eine Alternative zu privaten Versicherungen, die genauso wie bei uns arbeiten, sind die so genannten Health Maintenance Organisations (HMOs): Sie bilden mit ausgewählten Ärzten und Krankenhäusern ein geschlossenes System. Die Mitglieder zahlen einen festen Beitrag und werden dafür in den kooperierenden Einrichtungen behandelt.

ProDie USA haben die modernsten und neuesten Behandlungsmöglichkeiten.

Die Forschung im medizinischen Sektor ist exzellent, nicht zuletzt durch die enge Verzahnung von Forschung und Wirtschaft.

Da medizinische Leistungen fast immer mit privaten Versicherungen abgerechnet und deshalb einzeln ausgewiesen werden, gilt das amerikanische Gesundheitssystem als sehr transparent.

Vor allem im Bereich der HMOs findet eine effektive Qualitätskontrolle statt: Die Kosten für die Behandlung eines Patienten werden zentral erfasst und ausgewertet.

Contra

Das Gesundheitssystem ist das mit Abstand teuerste der Erde: Die Ausgaben für Gesundheit betrugen 2001 über eine Billiarde Dollar, 13,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Schnitt geben die OECD-Staaten acht Prozent des BIP für das Gesundheitswesen aus.

Die Lebenserwartung der US-Bürger liegt unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten.

Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung sind in letzter Zeit stark gestiegen. Zusätzlich wird die Situation durch die wirtschaftliche Rezession verschärft: Viele Unternehmen sparen am Versicherungsschutz ihrer Angestellten.

Für den einzelnen Bürger ist eine Krankenversicherung sehr teuer, da er meist keinen Gruppenrabatt beanspruchen kann. Deshalb wächst mit steigenden Arbeitslosenzahlen auch die Zahl der Nicht-Versicherten.

Insgesamt 40 Millionen US-Bürger haben keine Krankenversicherung. Schätzungsweise noch einmal so viele sind unterversichert, da sie sich die hohen Beiträge für einen umfassenden Schutz nicht leisten können.

Da der Staat nur in Notfällen die Behandlungskosten nicht-versicherter US-Bürger übernimmt, sterben überproportional viele Amerikaner an eigentlich beherrschbaren Infektionskrankheiten wie der Lungenentzündung.

(sueddeutsche.de)

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