Gesundheitsschutz:Digitale Mängel stören Corona-Bekämpfung

Infektions­ketten lassen sich vielerorts nicht mehr nachverfolgen - auch weil es mit dem Ausbau des digitalen Gesundheits­schutzes "viel zu langsam" geht, warnt eine Beraterin der Bundes­regierung.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm kritisiert mangelnde Fortschritte beim digitalen Gesundheitsschutz. "Mehrere Vorstöße, die Verfolgung von Infektionsketten mittels Digitalisierung effektiver zu gestalten, sind nicht weiterverfolgt worden", sagte die Professorin, die dem Sachverständigenrat der Regierung angehört, der Süddeutschen Zeitung: "Es läuft immer noch zu vieles telefonisch, das ist viel zu langsam und führt dazu, dass die Infektionsketten bei ansteigenden Inzidenzen schnell nicht mehr nachverfolgt werden können." Grimm sagte, trotz Impfungen werde man länger mit der Pandemie zu tun haben, bei der Bewältigung sollte daher stärker auf Digitales gesetzt werden. Das könnte tatsächlich zu beitragen, den Lockdown schneller aufheben zu können. Denn an diesem wollen Bund und Länder so lange festhalten, bis Infektionen wieder nachverfolgt werden können. Das aber geht digital effizienter als mit Fax. Grimm forderte, die Digitalisierung der Verwaltung zu beschleunigen und dazu Mittel aus dem Konjunkturpaket zu nutzen. Geld allein reiche jedoch nicht, warnte sie. "Entscheidend für den Erfolg aller Maßnahmen wird aber nicht allein die Höhe der verfügbaren Mittel, sondern vor allem eine zeitnahe und konsequente administrative Umsetzung sein". Digitale Verwaltung erfordere erhebliche Umstrukturierungen von Arbeitsprozessen. Zudem müssten Bürgerinnen und Bürger befähigt werden, die Dienste zu nutzen, etwa Ältere und Menschen ohne digitalen Zugang.

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