Gesundheitsdaten:Einladung an Hacker

Eine Arztpraxis in Baden-Württemberg. Durch den unsicheren Anschluss vieler Praxen an das Gesundheitsdatennetzwerk sind Patientendaten in Gefahr. (Foto: Sina Schuldt/picture alliance/dpa)

Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschleunigt, dabei aber die sensibelste Stelle außer Acht gelassen. Darunter müssen nun die Patienten leiden.

Kommentar von Christina Berndt

Auch im Gesundheitswesen bietet Digitalisierung Chancen: Wenn Ärzte, Kassen und Apotheken Zugriff auf Patientendaten haben, kann das Fehlbehandlungen verhindern und Kosten senken. Daher ist es verständlich, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Aufbau des Gesundheitsdatennetzwerks beschleunigt hat. Die dabei begangenen Fehler aber sind unverzeihlich.

In jahrelanger Arbeit hat die Gesellschaft Gematik die Technik so sicher wie möglich gegen Datendiebstahl gemacht. An der letzten, der sensibelsten Stelle aber, beim Anschluss der Praxen, überließ sie das Feld den mit der Technologie oft überforderten Ärzten und privaten, nicht vom Staat kontrollierten IT-Dienstleistern.

Jedes System ist nur so sicher wie seine schwächste Stelle, das hätte auch Jens Spahn wissen müssen. Doch seine Gier nach schnellen Erfolgen war zu groß. Erst jetzt, da die Daten von Millionen Patienten in Gefahr sind, bessert der Gesundheitsminister nach: Das gerade beschlossene "Digitale Versorgung Gesetz" sieht eine Richtlinie zur IT-Sicherheit in den Praxen vor. "Ich werde bei dem Thema Gematik mehr Geschwindigkeit reinbringen, Hacker hin oder her", hatte Spahn im Januar gesagt. Die Hacker freuen sich jetzt. Gesundheitsdaten lassen sich sehr gut verkaufen.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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