Gesuchter Attentäter:16 Festnahmen nach Anti-Terror-Einsatz in Brüssel - Abdeslam weiter auf der Flucht

  • Bei mehreren Anti-Terror-Einsätzen in der Region Brüssel werden 16 Verdächtige festgenommen.
  • In der belgischen Hauptstadt herrscht auch am Montag die höchste Terror-Warnstufe.
  • Mohamed Abdeslam, Bruder des nach wie vor flüchtigen Terrorverdächtigen Salah, bittet seinen Bruder in einem TV-Interview, sich der Polizei zu stellen.
  • Die französische Polizei veröffentlicht ein Foto des dritten Selbstmordattentäters von Paris.

Razzien und Festnahmen

Bei einem groß angelegten Anti-Terror-Einsatz hat die belgische Polizei in der Nacht zum Montag 16 Verdächtige festgenommen. Das berichtete die Staatsanwaltschaft am frühen Montagmorgen in Brüssel. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Salah Abdeslam sei nicht unter den Festgenommenen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric Van Der Sypt.

Insgesamt gab es 19 Durchsuchungen in der Hauptstadtregion Brüssel. Es seien dabei weder Waffen noch Explosivstoffe gefunden worden.

Die Polizei hatte im Zentrum von Brüssel mehrere Straßen abgesperrt. Die Menschen waren aufgefordert worden, in ihren Häusern zu bleiben und nicht an die Fenster zu gehen. Auch in den Brüsseler Gemeinden Schaerbeek und Molenbeek ist es zu Polizeieinsätzen gekommen sein. In Molenbeek krachte ein Auto in eines der Einsatzfahrzeuge, der Fahrer wurde dabei verletzt und wurde verhaftet. Ob es einen Zusammenhang mit den Durchsuchungen gab, ist noch unklar.

Auch in der Stadt Charleroi etwa 60 Kilometer südlich von Brüssel soll es eine Festnahme gegeben haben.

Zuvor hatte der belgische Premierminister Charles Michel nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates am Sonntag mitgeteilt, dass die höchste Terrorwarnstufe für Brüssel verlängert wird. Schulen sollen auch am Montag geschlossen bleiben. Auch die Metro soll weiterhin stillstehen.

Frankreich veröffentlicht Bild von drittem Selbstmordattentäter

Die französische Polizei veröffentlichte am Sonntag einen Zeugenaufruf zu dem dritten Selbstmordattentäter von der Fußballarena Stade de France. Ein Foto, das zusammen mit dem Aufruf veröffentlicht wurde, zeigte den Mann, der sich am 13. November am Eingang H des Stadions in die Luft sprengte. Die Ermittler erhoffen sich von der Veröffentlichung Hinweise auf die Identität des Mannes. Am Freitag hatte die Polizei erklärt, der Mann sei am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros registriert worden - ebenso wie der Selbstmordattentäter von Eingang D am Stade de France.

Die Ermittler konnten anhand von Fingerabdrücken lediglich belegen, dass die beiden Attentäter in Leros kontrolliert wurden und dann zusammen nach Serbien weiterreisten. Nicht geklärt ist ihre Identität. Lediglich einer der drei Selbstmordattentäter vom Stadion in der Pariser Vorstadt Saint-Denis wurde bislang identifiziert. Es handelt sich um den 20-jährigen Franzosen Bilal Hadfi, der in Belgien lebte.

Bei dem Mann, zu dem nun der Zeugenaufruf gestartet wurde, war nach dem Attentat ein syrischer Pass gefunden worden, der zuvor in Griechenland registriert worden war. Der Pass gehörte allerdings einem vor mehreren Monaten getöteten syrischen Soldaten.

"Wir wollen, dass Salah sich stellt"

In Belgien geht die Suche nach dem Terrorverdächtigen Salah Abdeslam weiter. Abdeslams Bruder Mohamed sagte dem TV-Sender RTBF, er hoffe, Salah lebendig wiederzusehen. "Wir wollen, dass Salah sich stellt", sagte Mohamed Abdeslam. Er solle "seiner Familie und den Familien der Opfer und all den anderen Menschen" jene Antworten geben, "auf die wir warten. Wir ziehen es vor, Salah im Gefängnis zu sehen statt auf dem Friedhof."

Die Brüder Abdeslam, die aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek stammen, stehen in Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris. Ibrahim Abdeslam hatte sich in einem Restaurant in die Luft gesprengt. Mohamed wurde in Molenbeek festgenommen, ist aber mittlerweile wieder auf freiem Fuß. "Ich konnte nachweisen, dass ich zum Zeitpunkt der Attentate nicht in Paris war", sagte Mohamed RTBF.

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