Gesetzesentwurf in Russland:Homosexuelle sollen keine russischen Kinder adoptieren

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US-Bürgern ist die Adoption russischer Kinder bereits untersagt, jetzt will die Regierung auch ein Verbot für gleichgeschlechtliche Paare. Damit könnten selbst Bürger aus Ländern mit zulässiger Homo-Ehe keine Kinder mehr in Russland adoptieren.

Russische Kinder sollen keine homosexuellen Eltern haben: Das Unterhaus des russischen Parlaments hat einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Adoption russischer Waisenkinder durch Bürger aus Ländern mit zulässiger Homo-Ehe strengen Auflagen unterwerfen soll.

Sollte Präsident Wladimir Putin das Gesetz wie angekündigt unterzeichnen, würde es nicht nur gleichgeschlechtlichen Paaren aus den betroffenen Staaten Adoptionen verbieten, sondern auch allen unverheirateten Bürgern aus diesen Ländern.

Die geplante Rechtsverschärfung wurde von 443 Abgeordneten ohne Gegenstimme mitgetragen. "Die Annahme dieses Gesetzes macht es Ausländern sogenannter nicht-traditioneller sexueller Orientierung de facto unmöglich, russische Kinder zu adoptieren", sagte die Abgeordnete Jelena Misulina, die den Entwurf mit verfasst hatte. Zustimmen muss vor Putin noch das Parlamentsoberhaus.

Russland hatte erst 1993 die Definition von Homosexualität als Straftatbestand aufgehoben, seit 1999 ist gleichgeschlechtliche Liebe offiziell keine psychische Störung mehr. Dennoch sind selbst extreme Formen der Homophobie noch immer weit verbreitet und salonfähig.

US-Bürgern ist Adoption bereits untersagt

Bisher wurde die Homo-Ehe weltweit in 14 Ländern eingeführt, zuletzt in Frankreich. Schon im vergangenen Jahr erließ Moskau ein Gesetz, mit dem ungeachtet heftiger Proteste US-Bürgern die Adoption russischer Kinder untersagt wurde. Moskau reagierte damit auf Sanktionen gegen russische Beamte, die am Tod des inhaftierten Anwalts Sergej Magnizki beteiligt gewesen sein sollen. Dieser hatte in Moskau für den US-Investmentfonds Hermitage Capital Management gearbeitet und der Firma zufolge die Verwicklung von Beamten des Innenministeriums in einen millionenschweren Betrugsskandal aufgedeckt.

In der vergangenen Woche verabschiedete das Parlament in Moskau zudem ein umstrittenes Gesetz, das positive Äußerungen über "nicht traditionelle sexuelle Beziehungen" in Anwesenheit von Minderjährigen unter Strafe stellt. Die Regelung richtet sich vor allem gegen Homosexuelle. Gemeint sind damit homosexuelle Beziehungen.

© Süddeutsche.de/AFP/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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