Gesellschaft:Nordisch kühl

Hamburg gilt derzeit als deutsche Hauptstadt im Widerstand gegen US-Präsident Donald Trump. Erst mauert das Miniatur-Wunderland symbolisch Las Vegas ein, dann beschließt die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft ein Papier.

Von Thomas Hahn

Es gibt ungefähr 20 Orte namens Hamburg in den USA. Jeder einzelne dürfte ihrem neuen Präsidenten Donald Trump wichtiger sein als das Hamburg, das meistens gemeint ist, wenn außerhalb der diversen amerikanischen Hamburgs von Hamburg die Rede ist. Hamburg in Germany hat sich zuletzt weltweite Bekanntheit verschafft durch die Eröffnung seiner Elbphilharmonie. Im Sommer muss Trump sogar mal selbst dorthin reisen, weil er für den G-20-Gipfel dort zugesagt hat. Außerdem tut sich das rot-grün regierte Hamburg gerade als eine Art deutsche Hauptstadt der Anti-Trump-Bewegung hervor.

Vor dem US-Generalkonsulat am Alsterufer gab es eine Demonstration gegen Trumps nationalistische Politik, die Einreisestopps für Angehörige von sieben muslimisch geprägten Nationen vorsieht. In der Modelleisenbahn-Ausstellung Miniatur-Wunderland in der Hafen-City haben die Gründer das Spielzeug-Las-Vegas eingemauert. Und Hamburgs Bürgerschaft hat am Mittwoch als erstes Landesparlament eine eigene Resolution gegen Trump verabschiedet.

"Das willkürliche Einreiseverbot ist eine Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Religion, die auch durch die notwendige Bekämpfung des internationalen islamistischen Terrorismus in keiner Weise gerechtfertigt werden kann", heißt es in dem Papier, das die SPD-Fraktion verfasst hat. Viele Hamburgerinnen und Hamburger seien betroffen. SPD, Grüne, Linke und zwei Fraktionslose stimmten dafür, insgesamt 81 von 121 Abgeordneten. CDU, FDP und die AfD machten nicht mit. "Die Außenpolitik ist nicht Sache der Bürgerschaft", zitierte das Hamburger Abendblatt CDU-Fraktionschef André Trepoll.

Trump dürfte eher nicht beeindruckt sein. Oder vielleicht doch - falls er vom Protest der Hamburger erfährt? Es dürfte ihn zumindest stutzig machen, wenn bei ihm der Eindruck entsteht, dass nun sogar die Buletten-Brötchen, ein Eckpfeiler der amerikanischen Kochkunst, gegen ihn Stimmung machen.

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