Süddeutsche Zeitung

Geschlechtertrennung in Saudi-Arabien:Regierung schafft Städte nur für Frauen

Kein anderes Land praktiziert die Geschlechtertrennung derart strikt wie Saudi-Arabien. Auf dem Arbeitsmarkt haben die Frauen dort nur wenig Chancen. Das Problem sollen neue Städte lösen, in denen nur Frauen arbeiten dürfen.

Sie dürfen nicht Autofahren, werden von Vater oder Ehemann bevormundet und unterliegen den strengen Gesetzen der islamischen Scharia: Die Geschlechtertrennung in Saudi-Arabien erschwert Frauen vielfach den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt.

In keinem anderen Land ist das Missverhältnis zwischen den Beschäftigungszahlen von Männern und Frauen größer. Nur 15 Prozent der Beschäftigten im Land sind Frauen. Von ihnen arbeiten die meisten in Unternehmen, die nur Frauen beschäftigen, wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtet.

Das soll jetzt anders werden, fordert eine Gruppe berufstätiger saudischer Frauen. Ihr zunächst grotesk anmutender Vorschlag: Sie wollen Städte errichten, in denen ausschließlich Frauen arbeiten dürfen. So fern scheint dieses Ziel aber gar nicht mehr. Schon im kommenden Jahr soll die erste Arbeitsstadt nur für Frauen in Betrieb gehen - in Hofuf im Osten des Landes.

Vorangetrieben wird das Pilotprojekt laut Guardian von der saudi-arabischen Behörde Modon, die sich normalerweise um die Entwicklung ganz normaler Industriestädte kümmert. Laut Zeitungsbericht hatte die Regierung gefordert, mehr Jobs für Frauen zu schaffen. Vor allem um ihre Rolle für die Entwicklung des Landes zu stärken.

5000 Arbeitsplätze für Frauen sollen in Hofuf entstehen

"Ich bin sicher, dass Frauen ihre Produktivität in vielen Bereichen zeigen können und in den Berufszweigen Erfolg haben werden, die ihren Interessen, ihrer Natur und Fähigkeit entsprechen", sagt Saleh al-Raschid, Vizechef von Modon, in dem Bericht.

Die Grundsätze der Geschlechtertrennung sollen trotz des Vorstoßes strikt eingehalten werden können: So entsteht die Arbeitsstadt in Hofuf als großes Gewerbegebiet in der Nähe eines Wohnviertels. "Das erleichtert den Frauen den Weg zur Arbeit", sagt al-Raschid.

5000 Arbeitsplätze sind geplant, im pharmazeutischen Bereich, der Textil- und Nahrungsmittelherstellung. Damit die Privatsspähre der Frauen gemäß den Regeln des Islam gewährleistet bleibt, sollen ausschließlich Frauen die angesiedelten Unternehmen führen, gibt die Behörde bekannt.

Eine Umfrage unter arbeitenden Frauen im Juli hatte ergeben, dass sich 65 Prozent mehr finanzielle Unabhängigkeit durch ihre Berufstätigkeit erhoffen.

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