Süddeutsche Zeitung

Freigegebene Dokumente:Winston Churchill hätte Gandhi verhungern lassen

Archivaufzeichnungen freigegeben: Der frühere britische Premier hatte kein Verständnis für den indischen Unabhängigkeitsführer Gandhi - und Nazi-Diktator Hitler wollte er auf den elektrischen Stuhl bringen.

Der frühere britische Premierminister Winston Churchill hätte den Tod des inhaftierten indischen Unabhängigkeitskämpfers Mahatma Gandhi durch einen Hungerstreik hingenommen.

Gandhi solle in Haft bleiben und "tun, was er will", sagte Churchill nach bislang geheimen Aufzeichnungen, die am Sonntag zur Veröffentlichung freigegeben wurden, bei einer Sitzung des britischen Kriegskabinetts im Januar 1943. Gandhi war im August 1942 in Bombay festgenommen worden und wurde 1944 auf freien Fuß gesetzt.

Churchill sagte, mit Gandhi solle nicht anders verfahren werden als mit jedem anderen Häftling. Dagegen vertrat der damalige britische Botschafter in den USA, Edward Halifax, die Ansicht, nichts wäre schlimmer als der Tod des Unabhängigkeitskämpfers durch einen Hungerstreik.

Hitler auf dem elektrischen Stuhl

Mehrere Minister erklärten, wenn Gandhi durch den Hungertod zum Märtyrer würde, werde das einen Massenaufstand der Inder zur Folge haben. Schließlich einigte sich das Kabinett in London darauf, Gandhi freizulassen, falls der Tod durch den Hungerstreik unausweichlich scheine.

Laut den Unterlagen, die von Churchills damaligem Sekretär Sir Norman Brook stammten, hätte Churchill Adolf Hitler, falls er während des Zweiten Weltkriegs in die Hände der Briten gefallen wäre, auf dem elektrischen Stuhl hinrichten lassen. Hohe Nazis hätte er ohne Gerichtsverfahren erschießen lassen.

Danach sagte Churchill unter anderem bei einem Treffen im Dezember 1942, Hitler müsse "natürlich" getötet werden, sollten die Briten seiner habhaft werden. "Dieser Mann ist die treibende Kraft des Bösen." Zur Tötung empfahl Churchill "den elektrischen Stuhl für Gangster".

Die Ausrüstung sollte aus den USA besorgt werden, da diese Hinrichtungsmethode in Großbritannien bis dahin noch nicht angewendet worden war. Einige Minister brachten den Premier jedoch von diesem Ansinnen ab. Zweieinhalb Jahre später wurde in Churchills Kriegskabinett erneut über den Umgang mit Naziführern nach dem Ende des Krieges diskutiert.

Churchill stimmte den Aufzeichnungen zufolge seinem Innenminister Herbert Morrison zu, dass ein Prozess gegen Hitler und dessen engste Mitarbeiter "eine Farce" werden könnte.

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SZ vom 2.1.2006
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