Süddeutsche Zeitung

Geschichte:Diese Folgen hatte der Erste Weltkrieg

Lesezeit: 2 min

Der Erste Weltkrieg gilt manchen Historikern als "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts. Millionen Menschen starben, die politische Landschaft veränderte sich radikal. Ein Überblick.

Tote und Verwundete: Fast neun Millionen Soldaten und etwa sechs Millionen Zivilisten kamen im Krieg um. Deutschland zählte an den Fronten mehr als zwei Millionen Verluste. Österreich-Ungarn verlor fast 1,5 Millionen Mann. Aufseiten der Kriegsgegner starben etwa 5,3 Millionen Soldaten, unter ihnen etwa 1,8 Millionen Russen und mehr als 1,3 Millionen Franzosen.

Zerfall alter Imperien: Die Kaiserreiche Österreich-Ungarn, Deutschland und Russland brachen zusammen. Aus den Trümmern ging eine Vielzahl neuer Staaten in Mitteleuropa (wie Polen und die Tschechoslowakei) und auf dem Balkan (Jugoslawien) hervor. Auch im Nahen und Mittleren Osten hatte der Untergang des Osmanischen Reichs Folgen, die bis in die Gegenwart andauern: Die Grenzziehung zwischen den heutigen Staaten Libanon, Jordanien, Syrien und Israel geht auf die damalige Zeit zurück. Die Revolution der russischen Kommunisten prägte die Weltpolitik mehr als sieben Jahrzehnte.

Neue Weltmacht USA: Trotz des Sieges im "Great War" war Großbritannien danach nicht mehr die unbestrittene Weltmacht Nummer eins. Dieser Titel des hoch verschuldeten Königreichs ging allmählich an die Vereinigten Staaten von Amerika. Deren Kapital hatte die britische Kriegswirtschaft massiv finanziert. Anders als in Deutschland, Österreich und Russland überlebte die britische Monarchie. Der Kriegseintritt der USA entschied den Krieg militärisch. Die 14. Punkte von US-Präsident Woodrow Wilson dienten als Grundzüge einer Nachrkriegs-Friedensordnung.

Hunger und Not: Die von Großbritannien betriebene Seeblockade führte in Deutschland und in Österreich zu Lebensmittelmangel und Versorgungsproblemen bei Rohstoffen. 1915 kam es zu ersten Krawallen, ein Jahr später wurde etwa ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt gekauft. Im sogenannten Steckrübenwinter 1916/17 war die Versorgung zeitweise zusammengebrochen. Etwa 700 000 Menschen starben in Deutschland an Unterernährung. Nach dem Krieg explodierte die Inflation, auch unter dem Eindruck der Reparationsforderungen. 1923 wurden Geldscheine über 100 Billionen Mark gedruckt.

Gebietsverluste- und zuwächse: Die Friedensverträge wurden in Pariser Vororten unterschrieben, die bekanntesten sind der Vertrag von Versailles der Alliierten mit dem Deutschen Reich und der Vertrag von Saint-Germain der Alliierten mit Österreich. Neben der Kriegsschuld wurden den unterlegenen Mittelmächten harte Reperationen auferlebt. Dies und die Gebietsabtretungen schufen gerade in Deutschland großen Unmut, der radikalen Nationalisten zugute kommen sollte.

Am Ende des Krieges büßte Deutschland ein Siebtel seines Territoriums und ein Zehntel der Bevölkerung ein: Im Westen wurde Elsass-Lothringen an Frankreich abgetreten, im Osten Posen und Westpreußen an Polen, das Memelgebiet kam unter alliierte Kontrolle, Danzig wurde dem Völkerbund unterstellt. Das ehemals schlesische Hultschiner Ländchen wurde tschechoslowakisch. Der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zerfiel in einzelne Staaten. Italien erhielt als Siegerstaat nicht nur die zumeist italienischsprachigen Regionen Trentino und Triest, sondern auch das weitgehend deutschsprachige Südtirol.

Kolonien: Nach dem Krieg teilten die Sieger die deutschen Kolonien unter sich auf, im Wesentlichen acht Gebiete mit drei Millionen Quadratkilometern und gut zwölf Millionen Einwohnern. Die größten waren Ostafrika (heute Tansania, Burundi, Ruanda), Südwestafrika (heute Namibia), Kamerun und Neuguinea (heute Papua-Neuguinea).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4198466
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/odg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.