Vor zwei Wochen kamen sie mit Fackeln, und an diesem Freitagabend kommen sie wieder. In Dortmund wollen Neonazis wieder Angst verbreiten, sie versammeln sich nahe der Notunterkunft für Flüchtlinge im Stadtbezirk Eving.
In Dortmund marschieren Rechtsextremisten im Stil von NSDAP-Aufmärschen und veröffentlichen gefälschte Todesanzeigen mit den Namen kritischer Journalisten. Neonazis aus Sachsen schicken nachgemachte One-Way-Tickets mit dem Aufdruck "from Germany to Israel", mit denen sie Juden die Ausreise nahelegen, an eine jüdische Zeitung. Beide Gruppen, die so organisiert und aggressiv auftreten, gehören zur Partei "Die Rechte". Während das Verbotsverfahren gegen die NPD seit zwei Jahren nur langsam Fahrt aufnimmt, könnte "Die Rechte" Ziel eines weiteren Verbotsversuchs werden.
Die Partei bildet das Zentrum der Dortmunder Neonazi-Szene. Bundesweit hat sie 500 Mitglieder. Ihr Dortmunder Stadtrat stellt Anfragen wie die, alle Juden der Stadt zählen zu lassen. Auch im westfälischen Hamm und im sächsischen Bautzen sitzt je ein Mitglied im Stadtrat.
Die Anhänger der "Rechten" sind auffallend brutal: Nach der Dortmunder Kommunalwahl versuchten sie, ins Rathaus einzudringen, griffen vor dem Tor linke Aktivisten und bürgerliche Politiker an. Im Januar störten sie eine Infoveranstaltung über die Evinger Flüchtlingsunterkunft, ein Neonazi verletzte einen Polizisten. "Die werden in meinem Wahlkreis immer aggressiver", sagt der Piraten-Landtagsabgeordnete Thorsten Sommer aus Dortmund. Vor seinem Büro sitze jeden Tag ein Rechter und schreibe auf, wer komme und wer gehe. Auch er will ein Verbot.
Die freie Bildung von Parteien ist im Grundgesetz verankert. Deshalb ist selbst ein Verbot radikaler Parteien kaum durchzusetzen. Es gelang bisher nur zweimal. 1952 wurde die nazistische Sozialistische Reichspartei verboten, 1956 die Kommunistische Partei Deutschlands. 2003 scheiterte der Versuch, die NPD zu verbieten, vor dem Bundesverfassungsgericht. Die Frage ist, wie "aggressiv-kämpferisch" die Partei dem Staat gegenübersteht und wie gefährlich sie ihm tatsächlich werden kann. Um den riskanten Weg über Deutschlands höchstes Gericht zu vermeiden, könnten Gegner von "Die Rechte" eine Abkürzung wählen: Indem sie in Frage stellen, ob die Gruppe überhaupt eine Partei ist, oder doch nur wenig mehr als eine rechte Schlägertruppe.
Denn die könnte eine Regierung vergleichsweise einfach mit dem Vereinsrecht verbieten.
Der Kölner Anwalt Gerhard Militzer behauptet nun in seinem Gutachten für die Linke, bei der er auch Mitglied ist: "Die Rechte ist keine Partei im Sinne des Grundgesetzes."
Sie sei nicht aus Überzeugungen gegründet, sondern aus taktischen Überlegungen. Ihr Parteienprivileg - und damit den besonderen Schutz von Parteien - missbrauche sie nur, um ungestört weiter agieren zu können wie die verbotenen rechtsextremen Kameradschaften, aus denen sie entstanden ist, vor allem der "Nationale Widerstand Dortmund" (NWDO) und die "Kameradschaft Hamm".