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Geplanter Besuch Obamas in Deutschland:Rede mit Symbolik

Am Brandenburger Tor sprach schon Reagan, nun zieht US-Präsident Barack Obama bei seinem anstehenden Deutschland-Besuch nach. Am 19. Juni wird er an dem geschichtsträchtigen Ort eine Rede halten. Kanzlerin Angela Merkel hat ihn ausdrücklich dazu eingeladen - bei Obamas Besuch 2008 war sie noch strikt dagegen.

Von Stefan Kornelius

US-Präsident Barack Obama wird während seines Deutschland-Besuchs im Juni vor dem Brandenburger Tor sprechen. Das Weiße Haus in Washington teilte am Mittwoch mit, der Präsident folge damit einer Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Rede soll der öffentliche Höhepunkt des Besuchs werden.

Die Ansprache vor dem Brandenburger Tor hat hohe symbolische Bedeutung - sowohl wegen des geschichtsträchtigen Ortes als auch in der Beziehungsgeschichte zwischen Obama und Merkel. 1987 forderte der damalige US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede vor dem Brandenburger Tor seinen sowjetischen Gegenpart Michail Gorbatschow auf, das Tor zu öffnen und die Mauer niederzureißen. Am 26. Juni 1963 bekannte sich US-Präsident John F. Kennedy in einer Rede vor dem Rathaus Schöneberg zum Schicksal der geteilten Stadt mit seinem inzwischen ikonografierten Satz: "Ich bin ein Berliner."

Obama bezieht sich nun auf beide Ereignisse, wenn er am 19. Juni vor dem Tor reden wird. Allerdings erhält der Auftritt seine besondere Bedeutung, weil Obama während seines ersten Präsidentschaftswahlkampfes 2008 schon den Wunsch äußern ließ, vor der Kulisse auftreten zu dürfen. Darüber entbrannte in der deutschen Innenpolitik und vor allem unter den Vertretern der regierenden großen Koalition ein Streit. Merkel befürchtete einen Missbrauch des deutschen Nationalsymbols für den amerikanischen Wahlkampf und machte ihre Ablehnung deutlich. Obama sprach daraufhin wenige hundert Meter weiter westlich auf der Straße des 17. Juni.

Die Auseinandersetzung von 2008 wurde immer als Grund für die zunächst zähen persönlichen Beziehungen zwischen Merkel und Obama genannt. Tatsächlich machten sich Merkel und Obama seit Jahren über die Bedeutung der Episode für die Öffentlichkeit lustig.

Vor dem nun anstehenden Besuch war nicht die Rede das größte Problem, sondern die Reise selbst. Obama zierte sich lange, ehe er die Zusage gab, nach Berlin zu kommen - wohl auch wegen des nahenden Wahlkampfs in Deutschland. In Berlin aber wurde deutlich gemacht, dass man es als schwere Brüskierung empfinden würde, sollte Obama auch nach fünf Jahren nicht zu einem bilateralen Besuch nach Deutschland kommen. Bemerkenswert ist in der Ankündigung des Weißen Hauses auch der Verweis, dass die Rede "auf Einladung" Merkels stattfinde. Die deutsche Seite hatte offenbar auf diese Klarstellung gedrungen. Dafür wurde es dem Weißen Haus überlassen, den Auftritt öffentlich zu machen.

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SZ vom 06.06.2013/dayk
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