Das Setting stimmt. Das Thema ist klar. Und die Erwartung an den Redner ist es natürlich auch. Am Mittwochnachmittag texanischer Zeit hat der ehemalige US-Präsident George W. Bush zu einem Auftritt geladen. Gastgeber ist das nach ihm benannte George W. Bush Institute. Der Mann, der acht Jahre im Weißen Haus saß, will über den Krieg Russlands gegen die Ukraine sprechen. Natürlich sind viele Leute gekommen, der Saal ist voll. Und die Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, werden einen besonderen Moment erleben.
Dabei ist das meiste nicht überraschend. Bush kritisiert Russlands Staatschef Wladimir Putin scharf. Er vergleicht den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij mit dem britischen Kriegs-Premier Winston Churchill. Und zeigt sehr deutlich, wo seine Sympathien liegen in diesem Krieg, der viele vor allem europäische Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden in Europa zunichte gemacht hat.
So weit, so erwartbar, kann man sagen. Dann holt Bush noch einmal zu einem klaren Bekenntnis aus. Er kritisiert die zerstörte Demokratie in Russland, spricht von inhaftierten oder getöteten Oppositionellen, beklagt die Abwesenheit von jeder Art der demokratischen Prüfung und Kontrolle - und wettert dann über "die Entscheidung eines einzigen Mannes, eine komplett ungerechtfertigte und brutale Invasion des Irak zu starten".
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Bush braucht nur eine Sekunde, dann bemerkt er den Lapsus, lächelt sogar, schließt kurz die Augen, schüttelt sich und fügt schnell hinzu, er meine "die Ukraine". Gelächter im Publikum, wissendes Gelächter. Dann ist die Szene auch schon vorbei.
Ausgerechnet. Ausgerechnet er, der den Irak-Krieg lostrat, der ihn mit vermeintlichen Massenvernichtungswaffen in Saddam Husseins Händen begründete - und später einräumen musste, dass das falsch war. Es sind nur knapp vierzig Sekunden. Aber es sind lange Sekunden für einen Freudschen Fehler. Einem Fehler, bei dem Bush mit dem Finger völlig zurecht auf Moskau zeigt und plötzlich bei sich selbst landet.