Generalsekretär der CDU:Schleudersitz für Auserwählte

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Julia Klöckner, Eckart von Klaeden oder Steffen Kampeter? Die CDU ist auf der Suche nach einem neuen Generalsekretär. Ein Überblick über die Kandidaten.

Stefan Braun, Berlin

Im Schatten der Koalitionsverhandlungen sprießen viele Gerüchte, und die meisten drehen sich um Ämter und Personen. Dabei geht es zunächst um die Riege der künftigen Minister.

Doch sobald die feststeht, wird sich Angela Merkel einer anderen Frage zuwenden müssen. Da Ronald Pofalla wohl ins Kabinett wechselt, wird sie einen neuen CDU-Generalsekretär brauchen. Und dieses Amt wird viel über ihren Mut und ihre Botschaft an die eigene Partei aussagen.

Längst also läuft die Spekulationsmaschine, längst auch gibt es einige Kandidaten. Die einen, weil sie einfach geeignet erscheinen; andere, weil das gut ins Kalkül von Landsmannschaften, Proporz und politischen Ausgleichsmanövern passen würde.

So gesehen ist es also sinnvoll, die Zwiebel von außen nach innen abzuschälen. Beginnen kann man bei zweien, die in Frage kämen, durchaus beliebt sind, aber nicht besonders große Chancen haben, es auch zu werden.

Der eine heißt Michael Kretschmer, er ist CDU-Generalsekretär in Sachsen - und hat sich bis in die CDU-Parteispitze einen guten Ruf erworben. Die sächsische CDU hat zuletzt bei Landes- und Bundestagswahlen 2009 ungewöhnlich gute Ergebnisse erzielt, das wird auch ihm zugeschrieben.

Der flott redende, manchmal übereifrige, aber auch in westliche Bundesländer hinein gut vernetzte Kretschmer ist zudem Bundestagsabgeordneter. Der 34-Jährige würde in Berlin also nicht bei null anfangen. Trotzdem sind seine Chancen bescheiden. Er gehört einem kleinen Landesverband an, das gilt als Handicap, auch wenn so ein Kriterium eigentlich falsch ist.

Gleiches gilt für die Pfälzerin Julia Klöckner, einst Weinkönigin, heute als CDU-Bundestagsabgeordnete zuständig für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die 36-Jährige hat gute Kontakte zum engeren Kreis um Merkel, trotzdem bringen manche derzeit gegen sie vor, dass die CDU zwei Frauen an der Spitze nicht ertragen würde.

Bemerkenswert daran ist, dass dieses Argument derzeit vor allem wichtige Frauen nennen - und dass ausgerechnet konservative Parteivertreter wie der Baden-Württemberger Stefan Mappus das Gegenteil sagen. Mappus betont, dass Klöckner sehr geeignet sei für das Amt, er die Mann-Frau-Frage nicht mehr wirklich für relevant halte und Klöckner zu "den begabtesten Politikern in der CDU" gehöre.

Schält man die Zwiebel weiter Richtung Zentrum, dann rücken derzeit zwei Landesverbände in den Vordergrund, aus deren Reihen der künftige Generalsekretär eigentlich kommen sollte: aus Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. In Niedersachsen fällt der Blick sofort auf Landespartei- und Fraktionschef David McAllister.

Er ist schon jetzt neben Christian Wulff der mächtigste Politiker des Landes. Ihm gegenüber gilt die Machtriege um Merkel als sehr aufgeschlossen, weil ihm, wie es heißt, die richtige Mischung aus Konservatismus, Selbstbewusstsein und Modernität zugetraut werde. Allein: der 38-Jährige hat schon vor vier Jahren auf Anfrage abgelehnt, und angesichts seines Machtzuwachses in Hannover spricht wenig dafür, dass er diesmal zusagen sollte.

Ebenfalls aus Niedersachsen stammt Eckart von Klaeden, der 43-Jährige bringt deutlich mehr bundespolitische Erfahrung mit, er sitzt bereits 15 Jahre im Bundestag, ist zudem seit 2006 Schatzmeister seiner Partei - und wird derzeit eher als Geheimkandidat gewertet.

In Nordrhein-Westfalen gelten zwei CDU-Politiker als Kandidaten: Steffen Kampeter, der Chef-Haushälter der Bundestagsfraktion, und der Staatsminister im Kanzleramt, Hermann Gröhe. Beide sind gestandene Parlamentarier, der redegewandte und schlitzohrige Kampeter repräsentiert eher das Modell Haudegen, der 46-Jährige rauft sich auch mal gerne mit dem politischen Gegner. Der zwei Jahre ältere Gröhe dagegen gilt als nachdenklicher Pragmatiker, er verkörpert nicht den politischen Kampf, sondern das Konzept Diskussion.

© SZ vom 15.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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