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Geheime Milliardenvermögen von Chinas Premier:Peking sperrt westliche Medien nach Wen-Bericht

Er stellt sich stets als bescheidener Staatsdiener dar, doch dieses Bild bekommt Risse: Einem Bericht der "New York Times" zufolge haben Angehörige von Chinas Premier Wen Jiabao über verschiedene Beteiligungen ein Vermögen von 2,7 Milliarden Dollar angehäuft. Die Menschen in China konnten den Bericht allerdings nicht lesen. Peking reagierte sofort mit Zensur.

Nach kritischen Berichten über das Vermögen von Ministerpräsident Wen Jiabao waren am Freitagmorgen in China die Internet-Seiten der New York Times und der BBC auf Englisch und Chinesisch gesperrt. Auch Suchanfragen mit den Namen von Wen und seiner Familie wurden blockiert.

Die Familie des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao hat einem Zeitungsbericht der New York Times zufolge ein verstecktes Milliardenvermögen. Die Beteiligungen seien insgesamt 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) wert.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte zu dem Bericht, er "ziehe Chinas Namen in den Schmutz". Zu den gesperrten Websites sagte er: "China verwaltet das Internet in Übereinstimmung mit seinen Gesetzen und Vorschriften." In dem kommunistischen Land werden Einzelheiten aus dem Leben der Führungsspitze wie Staatsgeheimnisse behandelt. Die finanzielle Situation der Politiker wird unter Verschluss gehalten.

Bescheidener Staatsdiener mit Firmenimperium

Wie die New York Times berichtet, sind zahlreiche Verwandte des Regierungschefs "außerordentlich reich". Sie halten demnach Beteiligungen unter anderem an Telekommunikationsfirmen, Banken, Juwelieren, Tourismusresorts und Infrastrukturprojekten. Der Bericht steht dem Bild Wens entgegen, ein bescheidener Staatsdiener zu sein, der streng gegen Korruption und Vetternwirtschaft in der Volksrepublik vorgeht.

Der Zeitung zufolge verfügt Wen selbst zwar über keine entsprechenden Firmenbeteiligungen, genannt werden aber seine Mutter, sein Sohn, seine Tochter, der jüngere Bruder und sein Schwager - hier grafisch aufbereitet von der New York Times. Die inzwischen 90-jährige Mutter, die früher als Lehrerin arbeitete, erwarb demnach 2007 einen Anteil im Wert von 120 Millionen Dollar an der Versicherung Ping An. Diese profitierte von Reformen der Regierung Wens.

In China steht in den kommenden Monaten ein umfassender Führungswechsel an. Im November soll dies der Volkskongress vorbereiten. Es wird erwartet, dass Staatspräsident und Parteichef Hu Jintao kurz vor seinem 70. Geburtstag im Dezember von seinem bisherigen Stellvertreter Xi Jinping beerbt wird. Ministerpräsident Wen dürfte von seinem Vize Li Keqiang abgelöst werden.

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