Vor etwa vier Wochen begegneten sich im Internet zwei deutsche Islamisten, tauschten Parolen aus und überzogen das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) - den Inlandsgeheimdienst, der die wachsende Szene der Islamisten im Land beobachtet - mit Verwünschungen und Rachefantasien.
Zwei Islamisten, zwei erfundene Chat-Namen: Beide waren in Wirklichkeit selbst Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz, und einer von beiden sitzt nun in Untersuchungshaft.
Das BfV hat einen mutmaßlichen Islamisten in den eigenen Reihen enttarnt. So lautet die eine Lesart dieser Geschichte. Doch noch ist vieles an ihr rätselhaft. Der Mann habe vorgehabt, einen Bombenanschlag in der Zentrale des BfV in Köln zu verüben, erklärte am Dienstagabend die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.
Seine Aufgabe: Salafisten-Szene observieren
Der Verhaftete ist nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR ein gebürtiger Spanier, inzwischen mit deutscher Staatsbürgerschaft, der vor zwei Jahren zum Islam konvertiert sein soll. Der Verdächtige sei erst im April als Quereinsteiger beim Bundesamt eingestellt worden. Dort bekam er die Aufgabe, die gewaltbereite salafistische Szene in Deutschland zu beobachten, als Angehöriger eines Observations-Teams.
Der Mann, der verheiratet ist und vier Kinder hat, sei dann erstmals kurz nach der Verhaftung des Hildesheimer Salafisten-Predigers Abu Walaa am 8. November auffällig geworden, er wohnte auch in dessen Nähe. Da postete der frisch eingestellte BfV-Mitarbeiter erstmals im Netz islamistische Parolen.
Wie es scheint, ist dem 51-Jährigen, der sich selbst als Konvertit bezeichnet, Prahlerei zum Verhängnis geworden: Er soll sich im Internet gegenüber einem Chatpartner als Mitarbeiter des deutschen Inlandsgeheimdienstes zu erkennen gegeben und "inhaltlich zutreffend Einsatzanlässe und -orte offenbart" haben, erklärt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.
Auch soll er seinem Chatpartner vorgeschlagen haben, Gleichgesinnten Zugang zum BfV zu ermöglichen für eine Tat gegen "Ungläubige", da dies "sicher im Sinne Allahs" sei und er "zu allem bereit sei, um den Brüdern zu helfen".
Ermittelt wird nun wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der versuchten Verletzung von Dienstgeheimnissen. Der Mann habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereits gestanden, teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit.
In der Vernehmung soll er erklärt haben, einer Organisation anzugehören, die noch immer arbeite. Würde er freigelassen, würde er nach "Sham" gehen, so nennen Islamisten Syrien. Damit konnten die Ermittler auch gleich Fluchtgefahr begründen und den Ex-Kollegen in Untersuchungshaft einbehalten.