Gehälter:Steigende Inflation bremst Lohnzuwachs

Die Tariflöhne in Deutschland steigen in diesem Jahr um durchschnittlich 2,5 Prozent und damit ähnlich stark wie im vergangenen Jahr. Eigentlich eine gute Nachricht - wäre da nicht die relativ hohe Inflationsrate.

Von Detlef Esslinger

Die Tariflöhne sind in diesem Jahr bisher ähnlich stark gestiegen wie im Vorjahr. Weil aber auch die Inflationsrate gestiegen ist, haben die Arbeitnehmer nun weniger davon. Das geht aus der Zwischenbilanz der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung für das erste Halbjahr hervor, die am Mittwoch in Düsseldorf vorgelegt wurde.

Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung steigen die Tariflöhne in diesem Jahr bislang im Schnitt um 2,5 Prozent; zuletzt waren es 2,4 Prozent. Die Inflationsrate beträgt diesmal jedoch 1,6 Prozent - das heißt, real sind die Tariflöhne nur um 0,9 Prozent gestiegen. Im gesamten Jahr 2016 betrug die Inflation jedoch nur 0,5 Prozent, mit anderen Worten, das reale Plus war 1,9 Prozent.

Die Tarifexperten der Stiftung hoben als besonders hohen Abschluss in diesem Jahr denjenigen hervor, den die IG Metall im Kfz-Handwerk durchsetzte: um jeweils 2,9 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Außerdem erwähnten sie das Ergebnis im öffentlichen Dienst der Länder: um zwei Prozent in diesem und um 2,35 Prozent im nächsten Jahr. Tatsächlich sind jedoch die meisten Abschlüsse nur noch sehr schwer miteinander vergleichbar. Es handelt sich inzwischen dabei um komplizierte Konstruktionen. Manche enthalten Elemente wie Nullmonate (in denen es noch keine Erhöhung gibt) und Einmalzahlungen. Manche sehen unterschiedliche Erhöhungen je nach Einkommensgruppe vor. Fast alle haben jedoch mittlerweile eine Laufzeit von 24 Monaten gemeinsam - obwohl Gewerkschaften eigentlich lieber nur für zwölf Monate abschließen. So hätten sie die Möglichkeit, jedes Jahr ihre Mitglieder zu mobilisieren. Viele Firmen hingegen wollen Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum. Diese erkaufen sie sich, indem sie oft Lohnerhöhungen in zwei Stufen zustimmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: