Gefechtsmedaille für Bundeswehrsoldaten:Orden zur Unzeit

In immer kürzeren Abständen ersinnt die Politik neue Auszeichnungen für deutsche Soldaten in Kampfgebieten. Wichtiger wäre jedoch eine Legitimation dieser Missionen.

Susanne Höll

Noch vor ein paar Jahren hätte die Nachricht, dass deutsche Soldaten für Kampfeinsätze im Ausland mit Orden dekoriert werden, lange und mutmaßlich wüste Streitereien ausgelöst. Heutzutage sorgt ein solches Projekt nicht einmal mehr für große Schlagzeilen. Das ist, für sich genommen, ein gutes Zeichen, eines der Normalität nämlich. Kaum einer kommt noch auf den Gedanken, die deutsche Politik oder die Armee knüpfe mit solchen Auszeichnungen an unselige Traditionen an und sehne sich nach Eisernen Kreuzen zurück. Sechs Jahrzehnte nach Kriegsende kann sich die Bundeswehr ganz gelassen jener Symbolik bedienen, die in anderen Streitkräften europäischer demokratischer Länder gang und gäbe ist.

Merkel Honours German Soldiers

Kanzlerin Merkel bei einer Ordensverleihung vor vier Jahren. Inzwischen sind zahlreiche weitere Auszeichnungen für Soldaten dazugekommen.

(Foto: Getty Images)

Ärgerlich ist allerdings, dass Politiker in immer kürzeren Abständen neue Auszeichnungen für die Soldaten auf gefährlichen Missionen ersinnen. Erst vor einem guten Jahr verlieh Kanzlerin Angela Merkel erstmals den Tapferkeitsorden. Nun werden am 25. November die ersten Soldaten mit der neuen Gefechtsmedaille ausgezeichnet. Angekündigt wurde diese Ehrung auch noch am Volkstrauertags-Wochenende, an dem der Toten der Kriege gedacht wird. Das zeugt von einem Mangel an Sensibilität in einer Zeit, in der allemal die Zweifel am Afghanistan-Einsatz wachsen und immer weniger Erfolge greifbar sind. Orden werden da keine Abhilfe schaffen.

Wer den deutschen Soldaten Gutes tun will, muss sich um ihre Sicherheit kümmern, dafür sorgen, dass sie bestens ausgerüstet sind und gute Gründe haben für einen Marschbefehl in gefährliche ferne Länder. Das ist wichtiger als ein Orden, den man an die Uniform heftet oder womöglich gar auf einen Sarg legt.

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