Süddeutsche Zeitung

Gefechte in der Ostukraine:Separatisten sprechen von vielen Toten

Die Hoffnung auf Entspannung im Ukraine-Konflikt wird gedämpft: In der Stadt Donezk im Osten des Landes sollen mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen sein.

Kurz nach der Präsidentenwahl in der Ukraine erschüttern Gefechte den Osten des Landes. Nach Separatisten-Angaben kamen bei der "Anti-Terror-Operation" der Regierung allein in der Stadt Donezk mindestens 35 Menschen ums Leben. Der Separatisten-Anführer Pawel Gubarew teilte am Montagabend mit, ein Lastwagen mit verletzten Kämpfern sei von regierungstreuen Truppen beschossen worden, als er vom Donezker Flughafen in ein Krankenhaus unterwegs gewesen sei. Der selbsternannte Gouverneur sprach in einer Mitteilung auch von 15 Verletzten.

Die Gesundheitsbehörden bestätigten lediglich, dass es Tote und Verletzte bei Kämpfen in der Millionenstadt gegeben habe. Die Behörden machten keine Angaben dazu, zu welcher Konfliktseite die Opfer gehörten. Donezk wird von militanten prorussischen Kräften geführt, die die Kiewer Regierung nicht anerkennen. Unabhängige Berichte über den Zwischenfall gab es nicht.

Neu gewählter Präsident Poroschenko will Dialog mit Russland

Der am Sonntag gewählte neue prowestliche Präsident Petro Poroschenko hatte eine Verschärfung der "Anti-Terror-Operation" angekündigt. Gleichzeitig bot er einen Dialog mit Moskau an. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte nach Angaben von Interfax, seine Regierung sei dazu bereit. Allerdings forderte er Poroschenko auch auf, die "Anti-Terror-Operation" zu stoppen.

Poroschenko war am Abend offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt worden. Der Wahlkommission zufolge kam der Milliardär nach Auszählung von 90,01 Prozent der Stimmzettel auf 54,33 Prozent. Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko landete weit abgeschlagen mit 13 Prozent auf Rang zwei. Nach Einschätzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erfüllte die Wahl trotz der unruhigen Lage demokratische Standards.

Die Abstimmung in dem Krisenland ist auch Thema des Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs am Dienstagabend in Brüssel. Zuvor hatte es in Diplomatenkreisen geheißen, da die Lage in dem Land nicht eskaliere, stünden schärfere Sanktionen gegen Moskau zurzeit nicht an.

Im Streit um Gaslieferungen konnten sich Russland und die Ukraine derweil nicht auf ein Gesamtpaket einigen. Nach einem Spitzentreffen der beiden Energieminister mit der EU-Kommission am Montag in Berlin wurden unverändert Differenzen über den künftigen Gaspreis für die Ukraine deutlich. "Wir sind noch nicht durch", sagte EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU). Bei einer weiteren Verhandlungsrunde am Freitag soll eine Eskalation noch abgewendet werden.

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