Gefangenenlager:Von Guantánamo nach Oman

In den letzten Amtstagen überstellt die Obama-Regierung zehn Häftlinge. Jetzt hat das umstrittene Lager noch 45 Insassen.

Kurz vor dem Regierungswechsel in den USA sind zehn ehemalige Häftlinge des US-Gefangenenlagers Guantánamo am Montag in Oman eingetroffen. Sie sollen dort "vorübergehend" bleiben, wie das Außenministerium in Maskat mitteilte. Zur Nationalität der Männer machte das Ministerium keine Angaben. Nach den Freilassungen sind noch 45 Gefangene in dem umstrittenen Lager. Washington hatte am 5. Januar die Überstellung von vier Guantánamo-Häftlingen an Saudi-Arabien vermeldet und die Zahl der verbliebenen Gefangenen mit 55 angegeben.

Die USA unterhalten sehr gute Beziehungen zum Sultanat Oman auf der Arabischen Halbinsel. Maskat spielte häufig eine Vermittlerrolle in der Region, nicht zuletzt zwischen den Regionalmächten Saudi-Arabien und Iran. Oman war auch an der Freilassung von amerikanischen Geiseln in Jemen beteiligt.

Zu Obamas Amtsantritt waren in dem Lager 242 Gefangene, jetzt sind noch 45 verblieben

Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, es werde unter seiner Präsidentschaft keine weiteren Freilassungen geben, weil die Guantánamo-Häftlinge gefährlich seien. Im Wahlkampf versprach er, das Lager offen zu lassen und es "mit einigen bösen Kerlen zu beladen". Der Republikaner tritt sein Amt an diesem Freitag an.

Das Weiße Haus hatte dagegen bekannt gegeben, in den letzten Tagen der Amtszeit von Präsident Barack Obama würden weitere Gefangene freigelassen. Obama hatte zu Beginn seiner Präsidentschaft im Januar 2009 versprochen, das Gefangenenlager bis zum Ende seiner Amtszeit zu schließen. Angesichts rechtlicher Probleme und heftigem Widerstand im Kongress sowie in der Öffentlichkeit wurde das Versprechen aber nur schleppend erfüllt.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten die USA unter Präsident George W. Bush etwa 780 Häftlinge auf dem US-Militärstützpunkt Guantánamo auf Kuba eingesperrt. Als Obama sein Amt antrat, befanden sich 242 Gefangene in Guantánamo. Die meisten Verdächtigen wurden seit ihrer Festnahme in den Jahren 2001 und 2002 weder angeklagt noch verurteilt. Viele sollen misshandelt und gefoltert worden sein. International wurden die USA vor allem von Menschenrechtsorganisationen immer wieder wegen der Haftbedingungen scharf kritisiert.

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