Gefallene Soldaten:Angela Merkel kommt nun doch zur Trauerfeier

Sinneswandel bei Angela Merkel: Die Kanzlerin nimmt am Gedenkakt für die drei bei Kundus getöteten Soldaten teil - Vertreter von Union, FDP und SPD hatten dies bei Bild gefordert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt nun doch an der Trauerfeier für die drei in Afghanistan getöteten Soldaten teil. "Das ist ihr ein persönliches Anliegen", erklärte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Berlin.

Zunächst hatten nur Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Generalinspekteur Volker Wieker als Vertreter der Bundesregierung an der Trauerfeier am Freitag in Selsingen bei Bremen teilnehmen sollen. Die drei Fallschirmjäger aus dem niedersächsischen Seedorf waren am Karfreitag in einem Gefecht mit Taliban nahe der Stadt Kundus getötet worden.

Zuvor wurden in der Politik die Forderung laut, die Regierungschefin solle zum Gedenkakt für die am Karfreitag gefallenen Soldaten erscheinen. Sie taten dies in Deutschlands auflagenstärkstem Boulevardblatt kund.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Chef der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion, Marco Wanderwitz, sagte der Bild-Zeitung: "Vor dem Hintergrund der Afghanistan-Debatte wäre es auch gesellschaftlich ein schönes Signal, wenn die Bundeskanzlerin jetzt darüber nachdenkt, persönlich an der Trauerfeier teilzunehmen."

Auch der Verteidigungsexperte der FDP, Burkhardt Müller-Sönsken, sprach sich dafür aus und sagte: "Alle Abgeordneten, die dem Afghanistan-Einsatz zugestimmt haben, sollten darüber nachdenken."

Aus der SPD kamen ähnliche Stimmen. Der Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels sagte der Zeitung, es falle auf, dass sich die Kanzlerin beim Thema Afghanistan demonstrativ zurückhalte. "Es wäre gut, wenn Frau Merkel mehr Flagge zeigt, das könnte zum Beispiel auch durch die Teilnahme an der Trauerfeier passieren." Sein Parteifreund Johannes Kahrs erklärte, die letzte Ehrerweisung der Kanzlerin für die Toten "wäre auch eine wichtige Geste an die Bundeswehr".

Merkel hatte bisher meist nicht an Trauerfeiern teilgenommen - mit einer Ausnahme, als ein ehemaliger Leibwächter von ihr in Afghanistan umgekommen war.

Kujat verlangt "starkes persönliches Bekenntnis" Merkels

Auch General a. D. Harald Kujat kritisierte die Kanzlerin. Der ehemalige Generalinspekteur verlangte "ein sehr viel stärkeres persönliches Bekenntnis der Bundeskanzlerin zur Truppe".

Der frühere ranghöchste Bundeswehrgeneral sagte der Leipziger Volkszeitung: "Wenn der Verteidigungsminister offen und ehrlich über umgangssprachlich kriegerische Auseinandersetzungen der Bundeswehr in Afghanistan spricht, dann ist von der Kanzlerin mehr gefordert, als das Lavieren zwischen innenpolitisch-taktischen Überlegungen und außenpolitischen Notwendigkeiten".

Debatte um Panzerhaubitzen

In der Diskussion über die Ausrüstung der deutschen Afghanistan-Truppen schloss der heutige Generalinspekteur Volker Wieker den Einsatz der schweren Panzerhaubitze 2000 nicht aus. Wenn die Kommandeure am Ort das für notwendig erachteten, "werden wir uns dem nicht verwehren", sagte er der Zeitung.

Die Forderung des designierten Wehrbeauftragten Hellmuth Königshaus (FDP) nach Kampfpanzern vom Typ Leopard 2 wies er hingegen zurück. Diese Art der Abschreckung wirke in Afghanistan nicht. "Die Taliban tauchen weg vor Übermacht und bestimmen Ort und Zeit, um zu kämpfen." Zudem seien Panzer kein gutes Signal an die afghanische Bevölkerung.

Wieker räumte ein, dass die Einsatzvorbereitung angesichts der Zahl vorhandener gepanzerter Fahrzeuge vom Typ Dingo an Grenzen stoße. Er kündigte an: "2010 und 2011 werden wir neue Dingos und Fahrzeuge vom Typ Eagle IV für Einsatz und Ausbildung beschaffen."

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