Gefährdete Arten:Antrag auf Überleben

Kenya burns Ivory on World Wildlife day in Nairobi

In Kenia wird von Wilderern illegal erbeutetes Elfenbein verbrannt.

(Foto: Daniel Irungu/dpa)

Ehe Anträge gestellt, diskutiert und schließlich akzeptiert sind, vergehen oft Jahre. Die Artenschutzkonferenz arbeitet langsam - für manche Spezies zu langsam. Auch die Konferenz in Johannesburg wird daran nicht viel ändern.

Von Marlene Weiss

Alle zwei bis drei Jahre ist es das gleiche Ritual. Dann treffen sich die Vertreter der (inzwischen 182) Staaten, die dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 beigetreten sind, um darüber zu verhandeln, wie gefährdete Arten geschützt werden können. Global. Denn der Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten ist ein weltweites Problem, das die Welt nur gemeinsam lösen kann. Darüber aber, welche Arten gefährdet sind und wie ihr Erhalt gesichert werden kann, kommt es bei diesen Treffen immer wieder zum Streit.

Auch die fast zweiwöchige 17. Konferenz, die an diesem Samstag im südafrikanischen Johannesburg beginnt, wird kompliziert. Einerseits wurden mehr Schutzanträge als je zuvor gestellt, und für einige davon sind die Chancen nicht schlecht, in Johannesburg angenommen zu werden. Immerhin, es könnten also tatsächlich manche Spezies vielleicht noch gerettet werden. Andererseits stehen aber auch Anträge auf dem Plan, welche die Dinge für manche Arten dramatisch verschlechtern würden. Das betrifft vor allem afrikanische Elefanten, deren Überleben in Afrikas Savannen von unfassbar brutalen Wilderern bedroht ist (siehe auch Bericht oben).

Allerdings gibt es große Unterschiede: Im Teilen des südlichen Afrikas sind die Populationen stabil, und Wilderei ist nicht so verbreitet wie weiter nördlich. Die Elefanten von Botswana, Namibia, Südafrika und Simbabwe stehen daher derzeit nur im Anhang II des Cites-Abkommens, wie das Artenschutzabkommen international abgekürzt wird. Das bedeutet: Grundsätzlich darf Elfenbein von dort gehandelt werden, wobei für Rohelfenbein allerdings noch bis 2017 ein internationales Moratorium gilt. Bei der Konferenz steht nun, vereinfacht gesagt, der Süden Afrikas gegen den Rest des Kontinents: Gastgeber Südafrika, Namibia und Simbabwe wollen wieder mit Elfenbein handeln. 29 andere afrikanische Staaten hingegen fordern, alle Elefanten im Anhang I des Abkommens aufzuführen, in der strengsten Schutzkategorie. Damit wäre der internationale Handel weiterhin komplett geächtet. Eine Lösung des Streits ist nicht in Sicht.

Löwen und Haie sollen besser geschützt werden - und Rosenhölzer

Andere Anträge betreffen die stark bedrohten Nashörner, mit denen Swasiland wieder handeln will; dieser Antrag dürfte allerdings kaum Erfolg haben. Für Löwen, einige Haie und diverse Reptilien hingegen ist ein besserer Schutz beantragt, ebenso wie für tropische Rosenhölzer.

Die Nennung im Cites-Abkommen ist wichtig für einen spürbaren Schutz. In Deutschland zum Beispiel ist der Handel mit Tieren oder Pflanzen, die hierzulande nicht vorkommen, grundsätzlich legal, und wenn sie noch so sehr bedroht sind. Nur Arten, die in den Cites-Anhängen stehen, dürfen dann im Land nicht oder nur mit Einschränkungen gehandelt werden.

Im Gegensatz zu manchen anderen Umweltabkommen ist der Cites-Vertrag kein stumpfes Schwert. Staaten, die gegen Vorgaben verstoßen, etwa illegalen Handel tolerieren, müssen Sanktionen befürchten. Die wurden bereits mehr als 40 Mal verhängt - und hatten meist Erfolg.

Doch das Abkommen wirkt nur langsam. Ehe Anträge gestellt, diskutiert und schließlich akzeptiert sind, vergehen oft Jahre. Dann allerdings kann es für manche Arten schon zu spät sein. Darum fordern Naturschutz-Organisationen wie Pro Wildlife, aber auch das EU-Parlament in seiner Resolution zur Cites-Konferenz ein Gesetz wie in den USA. Dort gilt der sogenannte Lacey Act, ein Gesetz, das grundsätzlich den Handel mit allen Arten untersagt, die illegal beschafft wurden, egal wo. Das würde es einfacher machen, Wilderer, Holzdiebe und ihre Zwischenhändler zu verfolgen.

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