Gedenkstätten - Oranienburg:Gedenken an Holocaust-Opfer in Brandenburg

Brandenburg
Ulrike Liedtke, Präsidentin des Brandenburger Landtages. Foto: Soeren Stache/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Oranienburg (dpa/bb) - Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke hat zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen. Es gehe darum, sich aufrichtig den Fragen, der Scham, der Verdrängung, dem Unbehagen und der Überforderung zu stellen, die man empfinde, wenn man sich dem gegenüberstelle, was geschehen sei, sagte Liedtke am Freitag nach Angaben des Landtags in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg. ""Stellung beziehen", daran kommen wir nicht vorbei, wenn wir eine freie menschenfreundliche Gesellschaft ohne Hass und Hetze gestalten wollen."

Brandenburg hat mit mehreren Veranstaltungen der Holocaust-Opfer gedacht. In der Gedenkstätte Sachsenhausen ging es um ein alternatives Gedenken anstelle einer Kranzniederlegung mit einer Installation aus Klebebändern, die Antworten auf die Frage "Warum erinnerst du heute?" enthält. Im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen kamen nach Angaben der Gedenkstätte Zehntausende Häftlinge um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen.

Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, sagte: "Das Gedenken braucht immer wieder neue Impulse, um es vor inhaltsleerer Erstarrung zu bewahren." Nicht zuletzt junge Menschen, für die die nationalsozialistischen Verbrechen zeitlich weit entfernt seien, suchten nach eigenen und neuen Zugängen zu dieser Geschichte.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte, das deutsche Vernichtungslager Auschwitz stehe für den industriellen Massenmord. "Wir Deutschen werden den Angehörigen der Roten Armee - darunter Russen und Ukrainer - immer dankbar sein, dass sie heute vor 78 Jahren Auschwitz befreiten", sagte Schüle. Und das Erinnern werde sich weiter entwickeln. "Es ist gut, dass Opfergruppen, die früher ausgegrenzt wurden, stärker in unser Gedenken einbezogen werden", betonte die Ministerin. "Und es muss immer deutlich sein, dass wir Deutschen angesichts der Einzigartigkeit der Verbrechen, die Deutsche begangen haben, eine besondere Verantwortung haben."

In der Landeshauptstadt Potsdam verwies Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Wir alle sehen die Freiheit für ganz Europa derzeit bedroht, weil Krieg herrscht in Europa", sagte Schubert bei einer Veranstaltung in der Gedenkstätte Lindenstraße. "Der 27. Januar 1945 ist und bleibt Auftrag für uns alle, uns stark zu machen, damit die Welt vom Joch des Krieges, der Zerstörung und Entmenschlichung befreit wird."

Auch in Bernau (Barnim) wurde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Bürgermeister André Stahl legte gemeinsam mit Ortsvorsteher Sven Grosche im Ortsteil Schönow Blumen am Gedenkstein für Widerstandskämpfer nieder. Auf dem Bahnhofsvorplatz versammelten sich nach Angaben der Stadt mehr als 50 Bernauer Bürger im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

Der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar erinnert an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte am Donnerstag den Stellenwert der Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten zur Verteidigung der demokratischen Ordnung und der Menschenrechte betont.

© dpa-infocom, dpa:230127-99-381363/4

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