Süddeutsche Zeitung

Gedenkstätte Dachau:Rostiges Mahnmal

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Das vor zwei Jahren gestohlene Dachauer KZ-Tor ist zurück. Bald sollen es die Besucher der Gedenkstätte auch wieder sehen können - in der Dauerausstellung.

Von Robert Stocker, Dachau

Mehr als zwei Jahre nach seinem Verschwinden ist das gestohlene KZ-Tor wieder in die Dachauer Gedenkstätte zurückgekehrt. Das historische Lagertor mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" war in der Nacht auf den 2. November 2014 von unbekannten Tätern entwendet worden. Die Schändung der Dachauer Gedenkstätte war damals weltweit auf große Empörung gestoßen. Anfang Dezember 2016 wurde das Symbol für den Leidensweg der Häftlinge dann von der Polizei im norwegischen Bergen auf einem Parkplatz nahe der Stadt aufgefunden und sichergestellt. Ein Kunsttransporter brachte das eiserne Tor vor einigen Tagen von Norwegen nach Deutschland zurück.

Ein anonymer Anrufer gab den Hinweis: Das Tor lag in Norwegen unter einer Plane

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, Jean-Michel Thomas, Präsident des Comité International de Dachau und Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann nahmen das Tor am Mittwoch auf dem Gelände der Gedenkstätte in Empfang. Der Diebstahl war der erste und schwerste Angriff auf die historischen Gebäude des Erinnerungsorts.

Das teils stark verrostete Tor wird in den kommenden Wochen von Spezialisten unter Anleitung des Landesamts für Denkmalpflege restauriert. Dann kommt es in die Dauerausstellung der Gedenkstätte. Dort können es Besucher zum 72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers am 29. April 1945 wieder besichtigen. Tafeln werden die Geschichte des Tores erläutern und auch auf Diebstahl und Rückkehr eingehen.

Die Täter sind immer noch unbekannt. Der Fall löste damals umfangreiche Ermittlungen aus, in die außer der bayerischen Kriminalpolizei auch das Bundeskriminalamt und Interpol eingeschaltet waren. Auch die Fernsehsendung "XY ungelöst" befasste sich mit dem Thema, allerdings ohne konkretes Ergebnis. Die norwegische Polizei hat ihre Untersuchungen inzwischen eingestellt. Sie erhielt einen anonymen Hinweis, dass sich das Tor unter einer Plastikplane auf einem Parkplatz nahe der Stadt Bergen befinde. Die Polizei konnte den Anrufer nicht identifizieren. Noch in der Tatnacht hatte sich bei der bayerischen Kriminalpolizei ein Zeuge gemeldet, der an der Gedenkstätte ein verdächtiges Fahrzeug mit skandinavischem Kennzeichen gesehen hatte. Auch dieser Hinweis führte nicht auf die Spur der Täter. Die deutschen Ermittler wollen den Fall aber weiter verfolgen.

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Quelle:
SZ vom 23.02.2017
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