Gaza:Video von entführtem BBC-Journalisten veröffentlicht

Die Kidnapper haben am Freitag zum ersten Mal ein Video eröffentlicht, auf dem ihre Geisel Alan Johnston zu sehen ist. Er war vor zwei Monaten im Gazastreifen verschleppt worden.

Die Entführer des am 12. März in Gaza verschleppten BBC-Journalisten Alan Johnston haben am Freitag zum ersten Mal ein Video veröffentlicht. "Meine Entführer behandeln mich gut", sagt dort ein blasser Johnston in rotem Pullover. Außerdem fordert er in dem Internet-Video ein Ende der Sanktionen gegen die Palästinenserführung.

Gaza: Ein palästinensischer Journalist demonstriert für Johnstons Freilassung.

Ein palästinensischer Journalist demonstriert für Johnstons Freilassung.

(Foto: Foto: AP)

Seine Botschaft sei, dass das anhaltende Leid der Palästinenser, dessen Zeuge er durch seine dreijährige Arbeit in den Palästinensergebieten geworden sei, nicht weiter hinnehmbar sei. Die britische Regierung forderte ebenso wie der palästinensische Ministerpräsident Ismail Hanija eine schnelle Freilassung Johnstons, denn die Entführung helfe "nicht dem Islam oder der palästinensischen Sache". Zugleich sagte ein Berater Hanijas, das Video sei kein Zeichen für eine baldige Freilassung Johnstons.

Saeb Erekat, ein hochrangiger Mitarbeiter des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas von der gemäßigten Fatah, verurteilte die Entführung ebenfalls und drängte die Hamas-geführte Regierung zum Handeln. Die Geiselnehmer "zerstören das palästinensische Anliegen, sie schaden uns und dem Islam", sagte Erekat.

Der Journalist, der vor kurzem in Gefangenschaft 45 Jahre alt wurde, sprach in dem Video auch über die Gewalt im Irak und über Afghanistan. Dabei kritisierte er die Regierung in London scharf.

Seine Entführer fordern für die Freilassung des Journalisten im Gegenzug die Freilassung Gefangener in Großbritannien, vor allem von Scheich Abu Katada. Dieser war im August 2005 im Zusammenhang mit den Londoner U-Bahn-Anschlägen, bei denen 56 Menschen ums Leben gekommen waren, festgenommen worden. Laut einem spanischen Richter ist Katada der spirituelle Führer der Terror-Organisation Al Qaida in Europa.

Der scheidende britische Premierminister Tony Blair sagte in Südafrika, seine Regierung tue alles dafür, dass Johnston schnell freigelassen werde. Das Video selbst wollte er nicht kommentieren. Sein Nachfolger Gordon Brown verlangte in London eine rasche Freilassung des Journalisten.

"Wir verurteilen die Veröffentlichung von Videos wie diesen, denn sie tragen nur zum Leiden von Alan Johnstons Familie bei", teilte das britische Außenministerium mit. Das Video werde vor allem auf Hinweise geprüft, die für eine Freilassung Johnstons wichtig sein könnten. Die Behörden versuchen nach Angaben einer Sprecherin insbesondere herauszufinden, wann die Aufnahmen gemacht wurden. Auch die BBC untersuchte das Video.

Die Familie von Johnston, äußerte Freude über das Video: "Wir sind sehr glücklich, Alain zu sehen und zu hören, dass er nicht schlecht behandelt worden ist, obwohl wir sehr darunter leiden, ihn unter diesen Umständen zu sehen", teilten seine Eltern und seine Schwester in London mit.

Im Internet hatten mehr als 100.000 Menschen mit ihrer Unterschrift Johnstons Freilassung gefordert. Er arbeitete seit 2004 für die BBC im Gazastreifen und war der einzige dauerhaft dort lebende westliche Journalist.

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