Gaza:Palästinenser verschleppen mehrere Ausländer

Im Gaza-Streifen ist es zu Unruhen gekommen, nachdem die israelische Armee ein Gefängnis in Jericho gestürmt hat. Israel will offenbar verhindern, dass die Hamas einen Palästinenserführer freilässt, der wegen Mordes sitzt.

Militante Palästinenser haben nach einem israelischen Militäreinsatz in einem Gefängnis mehrere Ausländer entführt.

Die radikale Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) teilte in Gaza mit, sie habe zwei Französinnen, eine US-Bürgerin, einen Australier und einen Mitarbeiter des Roten Kreuzes aus der Schweiz in ihrer Gewalt.

Die Palästinenser protestierten gegen einen Abzug internationaler Beobachter aus dem palästinensischen Gefängnis in Jericho. Der Rückzug habe den Weg für den israelischen Militäreinsatz freigemacht.

Ziel der israelischen Armee war es, den inhaftierten Palästinenserführer Ahmed Saadat und weitere Männer wegen des Mordes an dem israelischen Tourismusministers Rechwam Seewi festzunehmen, teilte die Armee mit.

Am Mittag hatten bereits hunderte militante Palästinenser in Gaza ein verlassenes britisches Kulturzentrum verwüstet und in Brand gesteckt.

Auch die bereits geschlossene Vertretung der Europäischen Union sei attackiert worden, berichteten Augenzeugen. Auf beide Gebäude wurden Schüsse abgefeuert. Ein Fahrzeug des Kulturzentrums sei in Flammen aufgegangen, hieß es. Angaben über mögliche Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Die israelische Armee hatte das Gefängnis in Jericho im Westjordanland gestürmt, in dem unter anderem die Mörder des israelischen Tourismusministers Rehavam Seevi einsitzen.

Die Soldaten hatten die sofortige Auslieferung von sechs Häftlingen gefordert. Insbesondere wollten sie den Chef der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), Ahmed Saadat, in ihre Gewalt bringen. Dieser gilt als Drahtzieher des Mordes an Seevi im Jahre 2001.

Schießerei zwischen Polizisten und Soldaten

Die Häftlinge lehnten es jedoch ab, sich der Armee zu ergeben. Augenzeugen berichteten, es habe anschließend Schießereien zwischen Soldaten und palästinensischen Polizisten gegeben, wobei ein palästinensischer Polizist getötet und ein weiterer verwundet wurde.

Schließlich rückten die Soldaten mit Planierraupen auf das Gelände vor. Zwei große Explosionen waren zu hören. Über Lautsprecher wurden alle 200 Häftlinge aufgerufen, sich zu ergeben. Knapp 50 leisteten dem bis zum Mittag Folge. Saadat war aber nicht darunter.

Die Hamas hat nach ihrem Wahlsieg in den Autonomiegebieten eine Freilassung Saadats in Aussicht gestellt. Dem wollte Israel offensichtlich zuvorkommen.

Saadat gelang eine telefonische Verbindung zum arabischen Satellitensender Al Dschasira. Dabei erklärte er, er und seine Leute würden niemals aufgeben. Dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas warf er vor, er hätte ihn schon längst aus der Haftanstalt herausholen sollen.

Abbas wiederum machte Großbritannien und die USA für den gewaltsamen Zwischenfall verantwortlich. Saadat und seine Anhänger wurden bislang von britischen und amerikanischen Aufsehern bewacht.

Dies war Teil einer internationalen Vereinbarung aus dem Jahre 2002. Die ausländischen Beamten zogen jedoch am Dienstagmorgen aus dem Gefängnis ab.

Der britische Außenminister Jack Straw erklärte in London, die palästinensische Autonomiebehörde habe nicht auf Forderungen reagiert, die Sicherheit der Aufseher zu garantieren. Daraufhin begann die israelische Militäraktion.

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