Gaza-Krieg im Sommer 2014:Amnesty International wirft Hamas Folter und Hinrichtungen vor

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  • Die palästinensische Hamas soll im Sommer 2014 zahlreiche angebliche Kollaborateure mit Israel gefoltert und hingerichtet haben. Das berichtet Amnesty International.
  • In einem Bericht zeigt die Menschenrechtsorganisation auf, dass manche der Hingerichteten bereits vor Beginn des 50 Tage dauernden Gaza-Kriegs im Gefängnis saßen.

Mindestens 23 angebliche Kollaborateure hingerichtet

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der radikal-islamischen Hamas vor, im Gazastreifen das humanitäre Völkerrecht zu missachten. In einem neuen Bericht heißt es, die Hamas habe im Sommer 2014 mindestens 23 angebliche Kollaborateure mit Israel hingerichtet, Dutzende gefoltert oder festgenommen.

"Im Chaos des Konflikts hat die De-facto-Hamas-Regierung ihren Sicherheitskräften freie Hand gelassen, Menschen in Gewahrsam schrecklich zu misshandeln", sagte Philip Luther, Direktor des Nahost- und Nordafrika-Programms. Amnesty schreibt in einer Mitteilung von einer "brutalen Kampagne", mit der im Gazastreifen Angst verbreitet werden sollte.

50-Tage-Krieg im Sommer 2014

Israel und die Hamas führten im Sommer 2014 einen Krieg, der 50 Tage dauerte. Während dieser Zeit startete die Hamas eine Offensive gegen angebliche Kollaborateure, die Informationen an Israel weitergegeben haben sollen. Zahlreiche Palästinenser wurden öffentlich exekutiert.

Laut Amnesty-Bericht haben 16 der später Getöteten bereits vor dem Beginn des Gaza-Krieges im Gefängnis gesessen. Einer von ihnen, ein ehemaliger, geistig behinderter Polizist, sei beispielsweise zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt gewesen. Bevor er diese verbüßen konnte, wurde er am 22. August 2014 von Hamas-Kräften erschossen. Der Bruder des Getöteten sagte Amnesty International zufolge, der Leichnam habe Messerstiche aufgewiesen, Arme und Beine des Mannes seien gebrochen worden.

Bei acht Getöteten war das juristische Verfahren noch nicht abgeschlossen. Sechs andere hatten Einspruch eingelegt, bevor sie getötet wurden. In einem Fall berichteten Verwandte, dass sie erst nach der Exekution von dem Tod ihres Angehörigen erfahren hatten.

Amnesty International beschreibt in dem Bericht, dass Geständnisse auch durch Folter der Hamas erwirkt worden seien. Auch hätten viele Verhaftungen angeblicher Kollaborateure an Entführungen erinnert: Bewaffnete in Zivilkleidung hätten die Beschuldigten abgeholt, ohne einen Haftbefehl zu präsentieren. Für Folter und standrechtliche Tötung gebe es keine Rechtfertigung, heißt es abschließend in dem Bericht.

Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshof als Chance

Amnesty International sieht im Beitritt der Palästinenser zum Internationalen Strafgerichtshof eine Chance: So könnte Opfern in Israel und dem Gazastreifen Gerechtigkeit widerfahren.

Amnesty International hat auch Israel im Gaza-Konflikt Kriegsverbrechen vorgeworfen. Es soll ohne militärische Notwendigkeit zivile Ziele angegriffen und unnötig Menschenleben gefährdet haben. Die Hamas steht zudem für ihren Raketenbeschuss israelischer Städte in der Kritik: Amnesty International wertete sie als Kriegsverbrechen.

© Süddeutsche.de/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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