Finanzminister Christian Lindner (FDP) versetzt seinen Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer zum Jahresende in den einstweiligen Ruhestand.
Gatzer, vor 65 Jahren in Bergisch Gladbach geboren, war 18 Jahre lang Staatssekretär und diente bereits mehreren von Lindners Vorgängern im Amt, auch dem jetzigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er ist SPD-Mitglied und gilt als versierter Haushaltsexperte. Kaum jemand kennt die Feinheiten der Etatplanung so gut wie er.

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Gatzer kam 1990 als Referent ins Finanzministerium und beschäftigte sich von da an fast ausschließlich mit dem Haushalt. 2005 wurde er Staatssekretär unter Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Ungewöhnlich für einen politischen Beamten war, dass auch Steinbrücks Nachfolger Wolfgang Schäuble (CDU) an ihm festhielt. Gatzer verwaltete die höchste Neuverschuldung aller Zeiten ebenso wie milliardenschwere Etatüberschüsse. Der 65-Jährige gilt außerdem als einer der Architekten der zu Amtsantritt der Ampelkoalition Ende 2021 vollzogenen Umwidmung von Corona-Hilfen in Mittel für den Klimaschutz.
Die Zeit im Ministerium unterbrach er nur Anfang 2018 für kurze Zeit, als sich die Verhandlungen über eine große Koalition hinzogen und unklar war, wer Finanzminister würde. Olaf Scholz (SPD) holte ihn im Frühjahr 2018 zurück an seine Seite. Auch Lindner hielt nach dem Regierungswechsel 2021 an ihm fest.
Im FDP-geführten Finanzministerium gab es jedoch schon länger Stimmen, die eine vorzeitige Ablösung des sehr selbstbewussten Staatssekretärs gefordert hatten. Das Renteneintrittsalter hätte Gatzer erst Ende 2024 erreicht. Er danke Gatzer "für seinen jahrzehntelangen Dienst im Bundesministerium der Finanzen", ließ Lindner mitteilen. Mit "hohem persönlichem Einsatz und Tatkraft" habe sich Gatzer "um unser Land verdient gemacht". Sein Nachfolger soll nun Wolf Reuter werden, der bisherige Leiter der Grundsatzabteilung im Bundesfinanzministerium.