Gambia:Truppen aus Senegal marschieren in Gambia ein

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Soldaten aus dem Senegal haben in der Nähe von Karang die Grenze zu Gambia überschritten. (Foto: AP)
  • Der gewählte Präsident Gambias, Adam Barrow, ist, ungeachtet des politischen Machtkampfs in seiner Heimat, im Ausland vereidigt worden.
  • Die Zeremonie fand in Senegal statt.
  • Sein Vorgänger Yahya Jammeh weigert sich seit Wochen abzutreten. Nun haben Soldaten aus Senegal die Grenze zu Gambia übertreten.

In Gambia, wo ein Machtkampf zwischen dem abgewählten und dem neuen Präsidenten tobt, sind Truppen des Nachbarlandes Senegal einmarschiert. Sie hätten am Donnerstagnachmittag die Grenze überquert, teilte ein Armeesprecher am Abend in Dakar mit. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat in New York eine Resolution zum Eingreifen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in Gambia beschlossen. Zuvor war gehofft worden, dass Amtsinhaber Yahya Jammeh nach seiner Abwahl mit diplomatischen Mitteln zum Rücktritt bewegt werden könnte.

Jammehs Amtszeit endete am Mittwoch um Mitternacht, er weigert sich aber seit Wochen, seinen Posten zu räumen. Sein gewählter Nachfolger Adama Barrow hält sich aus Sicherheitsgründen derzeit im Nachbarland Senegal auf. In der dortigen Hauptstadt Dakar legte er am Donnerstagabend in der gambischen Botschaft seinen Amtseid ab. Barrow hatte am Donnerstag zunächst die gambischen Soldaten aufgefordert, in ihren Kasernen zu bleiben.

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Weil der abgewählte Präsident sein Amt nicht verlassen will, drohen Senegal und andere Staaten der Region mit einem Einmarsch. Sie haben bereits Truppen an die Grenze verlegt.

Unterstützung aus den Nachbarländern

Jammeh hatte seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl Anfang Dezember zunächst eingestanden. Eine Woche später verlangte er aber plötzlich eine Wiederholung der Wahl und reichte beim Obersten Gericht eine Klage gegen das Wahlergebnis ein. Seither versuchen Präsidenten des westafrikanischen Staatenbundes Ecowas, ihren Noch-Kollegen zum Abtreten zu bewegen.

Mehrere Vermittlungsversuche scheiterten jedoch.

Parallel zu den Gesprächen bereiten sich mehrere Ecowas-Staaten seit einigen Tagen auf eine militärische Intervention vor. Ein Sprecher der senegalesischen Armee sagte, Truppen seien unterwegs zur gambischen Grenze. Nigeria schickte ebenfalls 200 Soldaten nach Dakar, zusammen mit Transport- und Kampfflugzeugen. Auch Ghana erklärte sich bereit, 205 Soldaten zu schicken. Am Donnerstagabend stimmte der UN-Sicherheitsrat einem Resolutionsentwurf zu, der Ecowas ein militärisches Eingreifen ermöglicht.

Wenig Gegenwehr von Gambia erwartet

Jammeh verhängte am Mittwochabend mit Billigung des Parlaments den Ausnahmezustand in Gambia, um die Vereidigung seines Nachfolgers zu verhindern. Gleichzeitig stimmten die Parlamentarier, die mehrheitlich von der Regierungspartei APRC gestellt werden, einer Amtszeitverlängerung für Jammeh um drei Monate zu. So soll genügend Zeit bleiben, um das Gerichtsurteil zu seiner Klage abzuwarten.

Gambias Generalstabschef Ousman Badjie erklärte indes, er habe seinen Truppen keinen Befehl zur Gegenwehr gegeben, sollten afrikanische Nachbarländer eingreifen. Gambias Armee gilt als klein und wenig schlagkräftig.

Jammeh regiert Gambia seit 22 Jahren autokratisch. Der 51-Jährige hatte sich 1994 an die Macht geputscht und wurde seitdem stets wiedergewählt. Sein Rückhalt schwindet jedoch. Immer mehr Minister und Diplomaten treten zurück.

© SZ vom 20.01.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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