Gambia:"Ban Ki Moon kann zur Hölle fahren"

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Der Präsident von Gambia provoziert gerne und ist stolz darauf, ein Diktator zu sein. Für Europa hat diese Politik spürbare Folgen.

Von Isabel Pfaff, München

Wenn Yahya Jammeh sich öffentlich äußert, produziert er verlässlich irgendeinen Skandal, das ist beinah ein Naturgesetz. Mal wettert der Präsident des westafrikanischen Ministaates Gambia gegen Hexen und droht ihnen mit Gefängnis, mal behauptet er, er könne Aids heilen. Auch Homosexualität hat er lautstark für illegal erklärt und mit hohen Strafen belegt. Jetzt hat der autoritäre Staatschef dem Fachmagazin Jeune Afrique ein Interview gegeben, um einmal mehr deutlich zu machen, dass nur er allein die Spielregeln in seinem Land zu bestimmen gedenkt - und dass er sich dafür keinesfalls schämt.

Er sei stolz darauf, als Diktator zu gelten, antwortet Jammeh auf die Frage nach seinem schlechten Ruf im Ausland. Allerdings sei er eindeutig ein Entwicklungsdiktator; seinem Land gehe es seit seinem Machtantritt 1994 viel besser als zuvor. Den Einwand, dass Gambia bis heute zu den ärmsten Staaten der Welt gehört, lässt er nicht gelten: "Mein Wachstum, mein wirtschaftlicher Wohlstand - das definiere ich." Die Wirtschaftsdaten von internationalen Institutionen wie der Weltbank würden wenig über die Realität in seinem Land aussagen.

Seine Gegner in der Opposition bezeichnet Jammeh im Interview als "Tribalisten", Stammeskämpfer, die er nicht gewähren lassen werde. Dass im April ein bekannter Oppositioneller unter ungeklärten Umständen im Gefängnis ums Leben kam, quittiert der Präsident mit den Worten: "Wo ist das Problem? Menschen, die in Haft oder während eines Verhörs sterben - das ist ganz normal." Ban Ki Moon und Amnesty International, die eine Untersuchung des Todesfalls fordern, könnten "zur Hölle" fahren. "Niemand wird mir sagen, was ich in meinem Land zu tun habe."

In der Regel finden die Ausfälle des skurrilen Herrschers wenig Beachtung, schließlich regiert er ein winziges Land von nicht einmal zwei Millionen Einwohnern, das kaum Bodenschätze besitzt. Doch Präsident Jammeh treibt mit seiner Gewaltherrschaft immer mehr Menschen ins Exil. Unter den Mittelmeerflüchtlingen, die in Italien ankommen, bilden Gambier derzeit die zweitgrößte Gruppe nach den Nigerianern. Jammeh mag mit seinen plumpen Provokationen auf westliche Beobachter wie eine Karikatur wirken. Doch sein diktatorisches Regime ist echt, und es wirkt bis nach Europa.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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