Gästehaus der Bundesregierung:Müffeln in Meseberg

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Wie viel Dorf verträgt ein Staatsgast? Der Bau von Schweineställen bei Meseberg - nur einen Kilometer entfernt vom renommierten Gästehaus der Bundesregierung - löst Naserümpfen aus.

Renate Meinhof

Wie viel Dorf verträgt ein Staatsgast? Die Bundesregierung muss damit rechnen, dass es bei ihrem Gästehaus im brandenburgischen Meseberg künftig streng riecht. Nur einen Kilometer vom Schloss entfernt sollen von Mai an Stallungen für 1476 Schweine in Betrieb genommen werden.

Meseberg wird von Mai an mit einer Geruchsbelästigung zu kämpfen haben: Dann wird eine Stallung mit mehr als 1400 Schweinen in Betrieb genommen. (Foto: Foto: ddp)

Für Gäste auf Schloss Meseberg, so befürchtet die Messerschmitt-Stiftung als Eigentümerin des Hauses, werde dies angesichts der zu erwartenden Geruchsbelästigung zu einer "Zumutung" werden.

Das Land müsse jetzt handeln, es gebe schließlich Tausende leerstehende Ställe im Bundesland. Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) sieht allerdings keine rechtliche Möglichkeit, die geplante Anlage, die schon zu DDR-Zeiten betrieben wurde, zu verhindern.

"Das Immissionsschutzgesetz gilt bundesweit", sagte Woidke der Morgenpost Online, "egal ob davon Frau Meier, Müller oder Merkel betroffen ist". Das Landesumweltamt habe aber Auflagen zur Geruchsverminderung erteilt. Der Investor, so ein Sprecher des Amtes, habe die Lüftungsanlage zu modernisieren und die Güllelagerung auf den Stand der Technik zu bringen. In den kommenden Tagen will Minister Woidke die beteiligten Parteien an einen Tisch holen.

Meseberg ist mit seinen 150 Einwohnern ein Ortsteil von Gransee, das rund 60 Kilometer nördlich von Berlin liegt. Für 25 Millionen Euro wurde hier das Schloss restauriert, in dem schon George W. Bush und Jacques Chirac logierten. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Seebeck sieht kein Problem für die Gäste der Bundesregierung heraufziehen. "Es liegt mehr als ein Kilometer zwischen Stall und Gästehaus", sagte ihr Geschäftsführer Mogens Nielsen, "und meist kommt der Wind so, dass jeglicher Gestank weggeweht wird".

Und was, wenn der Wind mal dreht? Der Brandenburger Linken-Abgeordnete Torsten Krause brachte es am vergangenen Donnerstag auf den Punkt, als er sagte: "Man kann nicht ein Schloss auf dem Land restaurieren, es an die Bundesregierung übergeben und dann von der einheimischen Bevölkerung erwarten, dass sie mit Rücksicht auf Frau Merkel und Co. alle Aktivitäten einstellt, die einen daran erinnern könnten, dass man nicht in Berlin ist."

© SZ vom 25.03.2009/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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