Mit einem Victory-Zeichen vor die internationale Presse: Nachdem die Rebellen gemeldet hatten, Saif al-Islam sei in ihren Händen, zeigt sich der Sohn des untergetauchten Machthabers Gaddafi siegessicher vor Journalisten in Tripolis. Im Rixos-Hotel im Zentrum von Tripolis sind fast alle Journalisten internationaler Medien untergebracht. Wer in Tripolis ein Zeichen setzen möchte, das in aller Welt gehört und gesehen wird, der wählt das Rixos. Das tat am frühen Morgen dieses Dienstags Saif al-Islam, der Tags zuvor von den Rebellen als festgenommen gemeldet worden war.
Saif al-Islam nutzte die Aufmerksamkeit, "um die Lügen zu wiederlegen", die die Rebellen verbreiteten. "Tripolis ist unter unserer Kontrolle. Wir haben den Rebellen das Rückgrat gebrochen", erklärte Saif al-Islam und lud die Journalisten zu einer Fahrt durch die Stadt in seinem Konvoi ein.
Noch am Sonntagabend hatte der Chef des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdel Jalil, verkündet: "Wir haben bestätigte Informationen, dass unsere Leute Saif al-Islam gefasst haben. Wir haben ihnen gesagt, dass sie ihn gut behandeln sollen, damit er sich auf seinen Prozess vorbereiten kann."
Ob er aus der Gewalt der Rebellen freigekommen ist, oder ob sie ihn gar nicht erst festgenommen hatten, ist unsicher.
Wie auch sein Vater wird Saif al-Islam vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht. Wo sich Muammar al-Gaddafi aufhält, ist weiter unklar. Gerüchten zufolge hat er sich entweder im Bunkersystem unter dem Regierungsviertel verschanzt oder sich in seine Heimatstadt Sirte oder in Richtung Ausland abgesetzt.
Auf die Frage eines BBC-Reporters, ob sein Vater sich noch in Tripolis befinde und in Sicherheit sei, habe Saif al-Islam achselzuckend "selbstverständlich" erwidert.