Gaddafi-Hochburg in Libyen:Kämpfer des Übergangsrates stürmen Bani Walid

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Wochenlang wurde um die Stadt gekämpft, jetzt haben Milizen des libyschen Übergangsrates eine der letzten Hochburgen der Gaddafi-Truppen eingenommen. Auch in Sirte, der Heimatstadt des Ex-Diktators, gibt es nur noch sehr vereinzelt Widerstand.

Milizen des libyschen Übergangsrates haben nach wochenlangen Kämpfen die Wüstenstadt Bani Walid eingenommen. Die etwa 150 Kilometer südlich von Tripolis gelegene Stadt war eine der letzten beiden Bastionen der Kämpfer von Muammar al-Gaddafi. Damit war am Montagabend nur noch ein kleiner Teil von Gaddafis Geburtsstadt Sirte unter der Kontrolle von Kämpfern des Ex-Diktators.

Im Stadtzentrum von Bani Walid hissten Milizionäre die Flagge des Übergangsrates und feuerten Freudenschüsse ab, wie der arabische Nachrichtensender Al-Arabija berichtete. "Die Stadt Bani Walid ist vollständig befreit", sagte ein Kämpfer dem Sender.

Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sei es am Montag erstmals wieder gelungen, Krankenhäuser in Bani Walid mit dringend benötigten Medikamenten zu versorgen. Nach Angaben von Augenzeugen seien in der Stadt Freudenschüsse und "Allah Akbar"-Rufe ("Gott ist groß") zu hören.

Am Sonntag hatten die Rebellen eine neue Offensive gegen Bani Walid begonnen und die Stadt von zwei Seiten angegeriffen. Beim entscheidenden Sturm auf die Wüstenoase wurden nach Angaben des Übergangsrates zwei eigene Kämpfer getötet und 70 weitere verletzt. Mindestens 20 Gaddafi-Getreue seien festgenommen worden.

Auch Sirte soll bald erobert sein

Die Einheiten des Übergangsrates wollen ihre Angriffe nunmehr auf Sirte konzentrieren. In der Geburtsstadt des untergetauchten ehemaligen Machthabers Gaddafi haben sich dessen Anhänger noch in einigen Wohnblöcken verschanzt. Den Großteil der Stadt am Mittelmeer hatten die Milizen des Übergangsrates bereits vor einer Woche unter ihre Kontrolle gebracht.

Der britische Außenminister William Hague sagte Libyen bei einem Besuch in der Hauptstadt Tripolis unterdessen weitere humanitäre Hilfe zu. Zudem soll das restliche in Großbritannien eingefrorene Bargeldvermögen bald freigegeben werden. Libyens Nachbarländer erinnerte er an ihre Verantwortung, Gaddafi und andere vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesuchte Funktionäre des Regimes festzunehmen und auszuliefern. Es wird davon ausgegangen, dass sich Gaddafi in ein afrikanisches Land abzusetzen versucht.

Deutsche Hilfe für libysche Kriegsopfer

Bereits angelaufen ist die von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zugesagte Hilfe für libysche Kriegsopfer: Fünf Patienten wurden zur Behandlung in eine Hamburger Klinik gebracht. Eine der Männer ist nach Angaben der Ärzte auf die Intensivstation verlegt worden. Der 29-Jährige habe schwere Hirnverletzungen, der Zustand der vier übrigen Patienten sei "relativ stabil".

Nach Angaben des Auswärtigen Amts sollen zunächst etwa 40 Menschen mit Hilfe der Bundeswehr über den Nachbarstaat Tunesien ausgeflogen und in Deutschland versorgt werden. Am Dienstag werden sieben weitere erwachsene Patienten sowie drei Kinder aus Libyen in der Hansestadt erwartet.

© AFP/dpa/dapd/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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