Gaddafi besucht Berlusconi:"Das Ende eines schmerzlichen Kapitels"

Scharfe Sicherheitsvorkehrungen und Proteste begleiten einen historischen Besuch: Libyens Machthaber Gaddafi beehrt Italien - Gastgeber Berlusconi ist begeistert.

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi ist - begleitet von Protesten und unter starken Sicherheitsvorkehrungen - zu einem historischen Besuch in Italien eingetroffen. Gaddafi wurde am Flughafen Rom-Ciampino vom italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi begrüßt. Die Regierungen in Rom und Tripolis bemühen sich um eine Überwindung der jahrzehntelangen diplomatischen Spannungen. Berlusconi sprach vom "Ende eines schmerzlichen Kapitels".

Gaddafi und Berlusconi in Rom, Reuters

Gaddafi und Berlusconi bei der Ankunft des Libyers am Flughafen Rom-Ciampino.

(Foto: Foto: Reuters)

Im August 2008 wurde ein Abkommen unterzeichnet, mit dem ein Schlussstrich unter die italienische Kolonialherrschaft zwischen 1911 und 1942 in Nordafrika gezogen werden soll. Dabei geht es nicht zuletzt um eine Menge Geld: In den kommenden Jahren sind italienische Investitionen im Gesamtumfang von fünf Milliarden Dollar in Libyen geplant, darunter eine Autobahn in West-Ost-Richtung von der tunesischen bis zur ägyptischen Grenze.

Gaddafi traf in Paradeuniform und mit Sonnenbrille in Rom ein. Seine Delegation bezieht in der italienischen Hauptstadt den prächtigen Palast Villa Doria Pamphila aus dem 17. Jahrhundert. Während seines dreitägigen Aufenthalts will der libysche Revolutionsführer neben Berlusconi auch den italienischen Staatschef Giorgio Napolitano, die Präsidenten beider Parlamentskammern sowie Unternehmenschefs und Wirtschaftsvertreter treffen. Für Mittwochabend wurde eine gemeinsame Pressekonferenz Gaddafis mit Berlusconi angekündigt.

Mehrere linke Senatoren protestieren in Rom dagegen, dass Gaddafi als derzeitiger Präsident der Afrikanischen Union am Donnerstag im Senat sprechen darf. "Es ist eine Schande, einen Diktator reden zu lassen, der die Menschenrechte nicht respektiert", kritisierte Stefano Pedica von der Partei "Italien der Werte" (Idv). Hunderte von Dozenten, Forschern und Studenten haben sich auch gegen einen ebenfalls am Donnerstag geplanten Besuch des Revolutionsführers in der römischen Universität La Sapienza gewandt. Die beiden radikalen Senatoren Marco Perduca und Donatella Poretti haben einen Hungerstreik gegen Gaddafis Auftritt am Donnerstag angekündigt.

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