Süddeutsche Zeitung

Gabriele Pauli und die Freie Union:"Wir haben keine Königin gewählt"

Ärger in der "Pauli-Partei": Gabriele Pauli feuert ihre Stellvertreter. Sie werfen ihr autoritäres und undemokratisches Verhalten vor - und wollen im Amt bleiben.

Lilith Volkert

Für "Liebe, Freude und Glück" möchte sich Gabriele Pauli mit ihrer neuen Partei einsetzen - in der Freien Union spürt man davon wenig. Vier Wochen nach Gründung der "Pauli-Partei" gibt es vor allem Ärger, Zank und Streit.

Am Sonntagabend hat die Parteivorsitzende Pauli ihre beiden Stellvertreter Michael Meier und Sabrina Olsson mit sofortiger Wirkung ihrer Ämter enthoben. Sie hätten die Aufbauarbeit der Partei "extrem zu behindern versucht" und Pauli "Korruption und Erpressung" unterstellt, heißt es in einer Presseerklärung der ehemaligen CSU-Landrätin.

Was das konkret bedeutet, lässt sie offen. Im Gespräch mit sueddeutsche.de möchte sich Pauli nicht genauer dazu äußern. Auf jeden Fall "haben sie nicht im konstruktiven Sinne mitgearbeitet".

"Mangelnde Zusammenarbeit"

"Das ist absolut nicht richtig", sagt Michael Meier zu den Vorwürfen. "Wir haben uns letzte Woche lediglich kritisch zu den undemokratischen Verhältnissen in der Partei geäußert - wie es sich in einer Partei gehört, die sich Transparenz und Ehrlichkeit auf die Fahnen schreibt." Der 37-jährige Anwalt aus dem unterfränkischen Niederwerrn wirft Pauli vor, sie beziehe den Vorstand nicht in ihre Entscheidungen ein.

Auch Sabrina Olsson beklagt die mangelnde Zusammenarbeit und den rauen Umgangston. "Wer Frau Pauli unbequem ist, den sägt sie ab oder stellt ihn öffentlich ins Abseits. Das entspricht nicht meiner Auffassung von Demokratie und Kollegialität", sagt die Unternehmerin aus Grünwald zu sueddeutsche.de. "Wir haben im Juni eine Parteivorsitzende gewählt - und keine Königin."

Auslöser des Streits ist die "Bayernlastigkeit" der Partei: 13 der 16 Vorstandsposten sind mit bayerischen Mitgliedern besetzt. Letzte Woche hatte Pauli vorgeschlagen, auf dem Bundesparteitag im August einen neuen Vorstand zu wählen, um die regionale Ausgewogenheit zu gewährleisten.

Der Vorstand lehnte ihren Antrag ab und plädierte für eine unbürokratischere Lösung: Nehme man wie geplant die 16 Landesvorsitzenden in den erweiterten Vorstand auf, sei die Ausgewogenheit wieder hergestellt. Gabriele Pauli wiederum hält nichts von diesem Vorschlag und beharrt auf ihrem Vorhaben.

Mit der Amtsenthebung ihrer Stellvertreter kündigte sie Vorstandsneuwahlen für den 9. August an.

"Ich möchte nicht Vorsitzende einer Partei sein, die sich nur aus einem Bundesland rekrutiert", sagt sie zu sueddeutsche.de und betont, dass sie laut Parteisatzung das Recht habe, ihre Stellvertreter zu entlassen. "Wir haben viel zu tun. Da brauche ich Leute, die am selben Strang ziehen."

"Frau Pauli hat nichts gegen uns in der Hand"

Zu einer für Dienstag geplanten außerordentlichen Vorstandssitzung in München will Gabriele Pauli jedenfalls nicht erscheinen. "Das wäre eine Chance gewesen, sich zusammen an einen Tisch zu setzen und alle Missverständnisse auszuräumen", sagt Michael Meier. Genau wie Sabrina Olsson erkennt er die Absetzung nicht an. Auch einem möglichen Amtsenthebungsverfahren sehe man gelassen entgegen. "Frau Pauli hat nichts gegen uns in der Hand", sagt Meier.

Die Freie Union möchte bei der Bundestagswahl im September antreten. Der Bundeswahlausschuss hat seine Erlaubnis bereits erteilt, nun fehlt noch die notwendige Zahl der Unterstützer. Bis zum 23. Juli muss die Partei 20.000 Unterschriften einreichen. Nach eigenen Angaben hat die Freie Union über 1000 Mitglieder.

Und für welche Ziele steht die Partei, von Liebe, Freude und Glück einmal abgesehen? Sabrina Olsson seufzt. "Soweit sind wir leider noch nicht gekommen."

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