Gabriel im Flüchtlingslager Zaatari:"Manche Familien muss man eigentlich hier herausholen"

Sigmar Gabriel besucht Zaatari in Jordanien, eines der größten Flüchtlingslager der Welt. Der Vizekanzler trifft auf eine syrische Familie, die Hilfe braucht - doch Gabriel kann nichts versprechen. Nur so viel: "Let's try."

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Wirtschaftsminister Gabriel in Jordanien

Quelle: Bernd Von Jutrczenka/dpa

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Ankunft in Zaatari: Vertreter von Hilfsorganisationen begrüßen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in einem der größten Flüchtlingslager der Welt. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr tun für die Hunderttausenden Flüchtlinge, die aus Syrien und Irak flüchten mussten, hatte Gabriel vor seiner Abreise nach Jordanien gefordert. Für zwei Tage will sich der Vizekanzler gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, ein Bild von der Lage machen.

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Nach Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation haben in den vergangenen drei Jahren etwa 430 000 Menschen das Lager Zaatari durchlaufen, aktuell leben hier 80 000 Menschen. Jeder fünfte Bewohner ist unter fünf Jahre alt, in einer Woche werden 80 Kinder im Lager geboren.

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Die staubige Barackenstadt im Norden Jordaniens entwickelt sich mehr und mehr zu einer festen Siedlung. Es gibt Schulen (im Bild: Gabriel bei der Besichtigung einer Unicef-Schule), Supermärkte und zwei Krankenhäuser, die Hauptstraße nennen die Bewohner Champs-Élysées. Die 3000 Geschäfte machen einen Umsatz von zwölf Millionen Euro, schätzt der ehemalige Leiter des Camps, der Deutsche Kilian Kleinschmidt im SZ-Interview.

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Zu einem emotionalen Moment kam es, als Gabriel auf eine sechsköpfige syrische Familie traf, die im Sommer 2014 vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen war und in Zaatari Schutz fand. Der Vater hatte in der Provinz Daraa bei einem Raketeneinschlag einen Unterschenkel verloren, einer seiner Söhne beide Beine, ein Auge und vier Finger. Nach dem Treffen sagte Gabriel mit Tränen in den Augen und stockender Stimme: "Manche Familien muss man eigentlich hier herausholen. Es gibt keine Chance für die, hier am Leben zu bleiben." Gemeinsam mit der UN-Flüchtlingshilfe will Gabriel nun klären, ob man die Familie nach Deutschland holen kann. Versprechen könne er nichts: "Let's try. Wir werden versuchen, Hilfe zu organisieren."

Das Bild zeigt Gabriel mit einem Jungen auf dem Arm.

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Für 25 000 Menschen wurde das Lager geplant, heute leben hier 80 000 Menschen, die meisten von ihnen Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien. Pro Tag erhält jeder Bewohner 35 Liter Wasser und 2100 Kalorien.

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Es sei von höchster Wichtigkeit, dass die Lage in den Nachbarländern Syriens - im Libanon, in Jordanien und in der Türkei - sich stabilisiere, sagte Gabriel vor der Abreise. Hier ist er mit Mitarbeitern von Hilfsorganisationen zu sehen, später wird er auch mit dem jordanischen König Abdallah II. zusammentreffen. Er sprach auch mit Flüchtlingen - und tauschte mit einem kleinen Jungen einen High Five aus.

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Die Situation in Lagern wie Zaatari sei auch einer der Gründe, warum so viele Flüchtlinge nach Europa wollen, sagt der frühere Leiter Kleinschmidt. Jahrelang habe man "rumgehampelt wie die Clowns und gesagt, es braucht Geld, Geld, Geld" - doch zu wenig sei passiert. Jetzt fehlten laut Kleinschmidt im Nahen Osten drei Milliarden Euro für die Versorgung der Flüchtlinge. Gabriel forderte in Zaatari insbesondere die USA auf, sich finanziell stärker in der Flüchtlingskrise zu engagieren.

© SZ.de/dpa/pamu
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