Süddeutsche Zeitung

G-20-Gipfel in Rom:Polizei räumt Blockade von Klima-Aktivisten

Die Demonstranten hatten sich in Rom auf eine Hauptstraße gesetzt, um den Verkehr vor dem italienischen Umweltministerium zu lahmzulegen. Für den Nachmittag werden weitere Kundgebungen erwartet.

Der wohl letzte G-20-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat begonnen. Die nur noch geschäftsführende Regierungschefin nimmt zusammen mit ihrem Finanzminister und wahrscheinlichen Nachfolger Olaf Scholz (SPD) an der Konferenz der wichtigsten Wirtschaftsmächte in Rom teil. Ziel ist es, Kontinuität in der deutschen Außenpolitik angesichts des bevorstehenden Regierungswechsels zu demonstrieren. Am Nachmittag wollen sich beide mit US-Präsident Joe Biden treffen.

Vor Beginn des Gipfels räumte die Polizei in der italienischen Hauptstadt im südlichen Stadtteil E.U.R (Esposizione Universale di Roma) eine Blockade einiger Dutzend Klima-Aktivisten. Die Demonstranten hatten am Morgen versucht, den Verkehr vor dem italienischen Ministerium für den ökologischen Übergang in der Via Cristoforo Colombo lahmzulegen. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, hatten die Teilnehmer der Demo sich auf die mehrspurige Fahrbahn gesetzt, die zum Kongresszentrum La Nuvola (die Wolke) führen, wo das Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer stattfindet.

Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie Polizisten, ausgerüstet mit Helmen und Schildern, Demonstranten wegtrugen. Laut der Nachrichtenagentur Ansa riefen die Aktivisten: "Se non cambierà bloccheremo la città" (Deutsch: "Wenn sich nichts ändert, blockieren wir die Stadt").

Für den Nachmittag werden in Rom zwei weitere Demonstrationen erwartet. Die Kommunistische Partei wollte sich an der Piazza di San Giovanni in Laterno östlich des Kolosseums versammeln. Wenig später ist unter anderem eine Demonstration von Klimaaktivisten geplant, die in Richtung historisches Zentrum ziehen wollte. Es werden mehrere Tausend Teilnehmer erwartet.

Kampf gegen Corona und die wirtschaftlichen Folgen

Am ersten Gipfeltag wird es um den Kampf gegen Corona und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gehen. Die wichtigsten Wirtschaftsmächte wollen sich dafür einsetzen, dass bis nächsten September mindestens 70 Prozent der Bevölkerung in allen Ländern weltweit gegen Corona geimpft werden. Die Gesundheits- und Finanzminister hatten sich bei ihrem Treffen am Freitag hinter dieses Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO gestellt. Noch unklar ist aber, was die G20 tun will, um dieses Ziel zu erreichen.

Im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie haben Entwicklungsorganisationen mehr Unterstützung für ärmere Länder gefordert. Zum Auftakt des Gipfels rief die Organisation World Vision zu vereinfachten Krediten für Entwicklungsländer und einer Verlängerung des im April beschlossenen Schuldenmoratoriums auf.

"Wenn die G20 sich nicht schnell und eindeutig zur Bekämpfung der Schulden- und Hungerkrise entscheiden, werden die Auswirkungen der Pandemiebekämpfung in ärmeren Ländern noch viel schlimmer werden", sagte Dirk Bathe von World Vision. Menschen könnten sich keine Lebensmittel mehr leisten, Volkswirtschaften würden destabilisiert. "Das birgt enormes Konfliktpotenzial mit dauerhaften Folgen." Bereits heute litten mehr als 800 Millionen Menschen unter Nahrungsmangel.

Weltweit seien die Nahrungsmittelpreise um etwa 40 Prozent gestiegen - der höchste Anstieg seit mehr als einem Jahrzehnt. "Die G20 muss dazu beitragen, die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise gerechter zu gestalten und insbesondere das weltweite Hungerproblem anzugehen", sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Auch der Klimawandel mit Wetterextremen bedrohe die Existenzgrundlage von Millionen Menschen - meist Arme, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen hätten.

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