G-8-Gipfel in Deauville:Pomp, Proteste und ein Babybauch

Der mächtigste Mann der Welt kommt zu spät - und zu Fuß, Angela Merkel muss bei der Sarko-Show mehr als Tätscheleien aushalten und Carla Bruni-Sarkozy streichelt ihren Babybauch. Auf dem G-8-Gipfel spielen die Politiker heile Welt, hinter verschlossenen Türen ging es aber um ernste Themen. Nur einer fällt negativ auf: Silvio Berlusconi. Natürlich.

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World Leaders At G8 Summit

Quelle: via Bloomberg

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Diese beiden Herren kommen zu spät. Eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn des G-8-Gipfels schlendern US-Präsident Barack Obama (rechts) und sein russischer Kollege Dmitrij Medwedjew zum dem Treffen im französischen Deauville. Beide geben sich keine Mühe zu verbergen, dass sie Vorbesprechungen unter vier Augen geführt hatten. Der Gastgeber ...

Angela Merkel, Nicolas Sarkozy

Quelle: AP

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... des Gipfels begrüßte derweil seine Gäste: Nicolas Sarkozy tätschelte Angela Merkel, und Merkel tätschelte zurück. Der französische Präsident und die Bundeskanzlerin ließen keinen Zweifel an ihrer guten Beziehung aufkommen. Später trommelte Merkel für eine Führungsrolle der G8-Staaten bei der sicheren Nutzung der Atomenergie, die auf dem Gipfel eine wichtige Rolle spielt: "Wir brauchen eine Überprüfung der Sicherheitsstandards auch auf internationaler Ebene", sagte Merkel.

Herman Van Rompuy, Nicolas Sarkozy

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Hier der Beweis, dass Sarkozy nicht jeden Gast mit gleichem Überschwang willkommen hieß: Frankreichs Präsident beim Händeschütteln mit dem EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy.

German Chancellor Merkel says goodbye to France's President Sarkozy at the end of the G8 summit meeting in Deauvill

Quelle: REUTERS

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Und nur für den Fall, dass doch jemand Zweifel an den guten Beziehungen angemeldet hätte, vielleicht wegen der Reibereien über Libyen oder die Eurokrise: Auch am zweiten Tag des Gipfel herzten sich Merkel und Sarkozy innig. Und der französische Staatspräsident betonte sogar noch, dass ihm am Wohlbefinden der Kanzlerin sehr liegt. Beim Abendessen auf dem G-8-Gipfel in einem Strandlokal von Deauville hatte das normannische Wetter heftige Kapriolen geschlagen. Angela Merkel war dafür besonders empfänglich, "und sehr glücklich", sagte Sarkozy auf der Abschlusspressekonferenz. "Und wenn Angela Merkel empfänglich und glücklich ist, dann war es ein erfolgreicher Gipfel."

G8 Summit 2011 in Deauville - May 26, 2011

Quelle: Getty Images

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Wenn Sarkozy sich da mal nicht über den Gemütszutand der Kanzlerin getäuscht hat, er selbst setzte jedenfalls immer wieder Nadelstiche, die Spuren bei der Kanzlerin zurückließen: Selbst in der heiklen Frage der Atomkraftwerke vermittelte Sarkozy den Eindruck, dass Aussteiger Deutschland isoliert sei in der Welt. Und so blieb Merkel seltsam blass in Deauville. Als habe sie mit der ganzen Sarko-Show wenig zu tun gehabt. Während die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada am Donnerstagabend als eine Art G5 eine Verschärfung des Libyen-Krieges beschlossen, sprach sie mit dem tunesischen Ministerpräsidenten Beji Caid Essebsi über bilaterale Hilfe bei der Berufsausbildung. Während viele Teilnehmer bilaterale Gespräche mit US-Präsident Barack Obama führten,...

Russian President Medvedev meets with German Chancellor Merkel during the G8 summit in Deauville

Quelle: REUTERS

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...sprach sie mit Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew - und sagte hinterher gar nichts. Und während Sarkozy am Freitagmittag fast eine Stunde lang voller Elan seine Abschlusspressekonferenz gab,...

World Leaders At G8 Summit

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...nahm sie nur gut fünf Minuten lang vor Journalisten Stellung und flog schnurstracks nach Berlin zurück.

G8 summit in Deauville

Quelle: dpa

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Frankreichs Präsident allerdings nutzte den Gipfel, um schöne Bilder von sich mit den Großen dieser Welt zu produzieren: Nicolas hier, Sarkozy da, Nicolas Sarkozy überall. Barack Obama in der Normandie, Dmitrij Medwedjew auch, Angela Merkel dazu, David Cameron, Silvio Berlusconi, Naoto Kan, Stephen Harper. Dazu die Präsidenten aus Algerien, Tunesien, Ägypten, Äthiopien, der Elfenbeinküste, Nigeria. Plus Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon, Weltbank-Chef Robert Zoellick. Und immer mittendrin natürlich: Sarkozy.

G8 summit in Deauville

Quelle: dpa

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Und auch wenn es nur kurz über die Straße zum Mittagessen ging. Sarkozy war vorne dran.

G8 Summit in Deauville

Quelle: dpa

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Dabei war es der Stargast aus den USA, Barack Obama, der von den Zuschauern in Deauville frenetisch gefeiert wurde. Der US-Präsident, hier mit Medwedjew und Sarkozy beim Winken für die Fotografen, zeigte sich tiefenentspannt und bester Laune. Die vorangegangene Europareise mit Stationen in Irland und Großbritannien schien Obama gut gefallen zu haben. In Europa waren seine Beliebtsheitswerte häufig höher als in den USA.

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Quelle: AFP

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Der Gipfel begann am Donnerstag um 13 Uhr mit einem Mittagessen. Binnen 25 Stunden wurden zahlreiche Themen abgearbeitet. Neben der Atomenergie sind das die Militäreinsätze in Libyen und Afghanistan, die Nichtverbreitung von Atomwaffen, Terrorismus, Klimaschutz, sowie die Lage in den arabischen Ländern.

World Leaders Attend G8 Summit 2011 in Deauville - Day 2

Quelle: Getty Images

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Das wohl wichtigste Ergebnis des Gipfels: Die G8-Staaten beschlossen ein Hilfspaket für die Länder des "arabischen Frühlings" in Höhe von 40 Milliarden Dollar. Natürlich war es Sarkozy, der das am Freitag zum Abschluss des Treffens der Welt mitteilte. Er sprach von jeweils zusätzlich etwa 10 Milliarden Dollar aus G8- und EU-Staaten sowie arabischen Ländern. Der britische Premier David Cameron sagte, wenn man alle Hilfszusagen zusammenzähle, könnte man auf die Zahl von 40 Milliarden Dollar kommen - die "fairere Zahl" sei aber 20 Milliarden. Was aber sind schon 20 Milliarden Dollar Unterschied? Es geht schließlich um die Show, oder, Herr Sarkozy?

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Quelle: AP

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Die G-8-Länder - dazu gehören die USA, Kanada, Japan, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien - stellen 15 Prozent der Weltbevölkerung und erwirtschaften etwa zwei Drittel der globalen Wirtschaftsleistung. Kapitalismus- und Globalisierungskritiker betrachten sie als Weltregierung ohne Legitimation. Entwicklungs- und Hilfsorganisationen kritisierten zu Beginn des Gipfels, die G8 hätten ihre Versprechen gebrochen: Die Entwicklungshilfe sei nicht wie angekündigt bis 2010 um 50 Milliarden Dollar aufgestockt worden.

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Quelle: AP

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Mehr als 12.000 Sicherheitskräfte bewachen das Gipfeltreffen in Deauville. Nachdem eine US-Spezialeinheit den Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden in Pakistan getötet hatte, fürchten die Regierungen terroristische Racheattacken. In dieser Szene wird jedoch "nur" ein Demonstrant von Polizisten weggetragen.

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Quelle: AFP

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Für Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy kam der Gipfel jedenfalls zu einem günstigen Zeitpunkt: Sein Rivale Dominique Strauss-Kahn sitzt wegen Vergewaltigungsvorwürfen in New York in Untersuchungshaft. Seine Frau Carla Bruni-Sarkozy trägt derweil mit sichtbarem Stolz ...

Partners Programm - G8 Summit 2011 in Deauville - May 26, 2011

Quelle: Getty Images

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... eine Vorahnung von einem Babybauch durch Deauville. Die Auftritte der vermutlich Schwangeren - das Paar selbst hat die Gerüchte noch nicht bestätigt - drängen das Politische zeitweilig in den Hintergrund. In dieser Szene lässt sich Geertrui Van Rompuy-Windels, die Gattin des EU-Ratspräsidenten, die sanften Wölbungen vorführen.

Für den Herbst 2011 ist also erstmals seit 1958 mit einem Präsidentenkind zu rechnen. Und im November kann Sarkozy den Coup von Deauville sogar übertreffen: Dann kommen die G-20 zum Gipfel nach Cannes. Dann sind auch die Chinesen, Inder, Brasilianer und viele andere dabei. Und Nicolas Sarkozy wieder mittendrin.

US President Obama listens to Italian Prime Minister Berlusconi before a working session at the G8 summit in Deauville

Quelle: REUTERS

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Ach ja, ein wenig daneben benommen hat sich auch jemand in Deauville. Es war, welch Überraschung, der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi. Dessen Breitseiten gegen linke Richter sind bekannt. Auf dem G8-Gipfel trug er sein Lieblingsthema sogar Barack Obamal vor - und erntete in Italien Empörung und Spott. Einem sichtlich überraschten US-Präsidenten Barack Obama sagte Berlusconi, in seinem Land gebe es "fast eine Diktatur linker Richter".

Silvio Berlusconi, Barack Obama

Quelle: AP

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Wie italienische Medien berichteten, habe der für seine verbalen Ausrutscher bekannte Berlusconi dies gesagt, als es ihm gelungen sei, Obama ein Zwei-Minuten-Gespräch "abzuringen". Nur Tage vor den Stichwahlen bei den Kommunal- und Provinzwahlen in Italien, bei denen Berlusconi der Verlust seiner Hochburg Mailand droht, hat der 74-jährige Milliardär und Medienzar seine bekannte Richterschelte damit bis auf den G8-Gipfel getragen. Entsprechend heftig waren die Reaktionen in Italien: Es sei "sehr schwerwiegend", dass Berlusconi seine Anschuldigungen im Ausland vorbringe und mit der Richterschaft eine fundamentale Einrichtung des Staates "in den Augen eines der mächtigsten Staatschefs der Welt verunglimpfe", so Italiens Richterbund. Die Opposition reagierte ähnlich scharf. Und selbst sein Koalitionspartner Umberto Bossi von der Lega Nord bezeichnete Berlusconi vor der Stichwahl als "zu nervös".

© sueddeutsche.de/dpa/mikö
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