G 36:Eine unendliche Geschichte

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Schon wieder liegt ein Bericht zum G 36 vor - er untermauert die Zweifel an dem Sturmgewehr. Das wird die Bundeswehr indes wohl nicht so schnell ersetzen können. Aber es gibt ja noch das verbesserte G 36.

Von Christoph Hickmann

Was das Urteil über das Sturmgewehr G 36 angeht, kam man irgendwann kaum noch hinterher. Vor einem Jahr war eine vom Verteidigungsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung zum Ergebnis gekommen, dass die Waffe nicht die heutigen Anforderungen der Bundeswehr erfülle - woraufhin Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, das Gewehr habe in der Bundeswehr "keine Zukunft". Im Oktober wurde die nächste Untersuchung vorgestellt, diesmal von einer Expertenkommission, die Einsatzrückkehrer befragt hatte. Deren Urteil fiel anders aus, sie lobten das G 36 als tadellose Waffe. Nun liegt im Ministerium der nächste Untersuchungsbericht vor.

Ergebnis: Die Aussagen der vor einem Jahr vorgestellten, kritischen Untersuchung werden bestätigt. Das ist insofern kaum überraschend, als dieselben Institutionen wie damals beteiligt waren, etwa die Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition. Genau genommen, handelte es sich um die Fortsetzung jener Untersuchungen, bei denen man vor einem Jahr festgestellt hatte, dass die Treffwahrscheinlichkeit bei heißgeschossener Waffe und hoher Außentemperatur unter die aus Sicht der Truppe akzeptable Marke sinke. Im Kern sehe man die Bewertung von damals "in allen Punkten bestätigt" und "auf eine noch umfangreichere Datenbasis gestellt", heißt es nun in einer ersten Zusammenfassung des Abschlussberichts, dessen Auswertung im Ministerium derzeit noch läuft. Demnach sei "die Waffe G 36 selbst eine wesentliche Ursache der festgestellten Präzisionseinschränkungen", so die Zusammenfassung, von deren Inhalt die Süddeutsche Zeitung Kenntnis hat.

Doch die Prüfer haben auch Positives über das Gewehr zu berichten. So gibt es eine vom Hersteller Heckler & Koch verbesserte Version des G 36. Deren Prototypen, heißt es in der Zusammenfassung, hätten "grundsätzlich das Potenzial zur Verbesserung der Präzision bei wechselnden klimatischen Bedingungen nachgewiesen". Allerdings werde auch diese Version nach jetzigem Stand "nicht die Anforderungen" der Truppe erfüllen.

So oder so muss die Bundeswehr noch geraume Zeit mit dem G 36 auskommen. Das Nachfolgemodell soll erst von 2019 an eingeführt werden, der komplette Austausch wird sich bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein ziehen. Bis dahin will man noch kräftig nachbestellen. Vom nächsten Jahr an soll die Truppe eine mittlere vierstellige Anzahl frischer G 36 bekommen.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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