G-8-Gipfel in L'Aquila:USA wollen helfen, die Erde zu retten

Die USA haben erstmals zugestimmt, im Kampf gegen den Klimawandel konkrete Ziele zu nennen. Bis 2050 wollen die G-8-Staaten den weltweiten Ausstoß gefährlicher Treibhausgase um die Hälfte verringern - Industrieländer müssten den CO2-Ausstoß um mindestens 80 Prozent reduzieren.

Cerstin Gammelin

Indien und China haben sich erstmals mit den USA und anderen Industrieländern auf ein konkretes Ziel zum Klimaschutz verständigt. Auf dem G-8-Gipfel in Italien einigten sie sich darauf, dass der Ausstoß von Treibhausgasen so weit reduziert werden soll, dass sich die Atmosphäre bis Ende des Jahrhunderts um maximal zwei Grad erwärmt. An diesem Donnerstag wollen sie eine Verpflichtung unterzeichnen. Wie sie umgesetzt werden soll, ist aber fraglich.

US-Präsident Barack Obama und italiens Premier Silvio Berlusconi, AP

US-Präsident Barack Obama und Italiens Premier Silvio Berlusconi beim Pressetermin in L'Aquila.

(Foto: Foto: AP)

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "sehr, sehr wichtigen Tag" für den Klimaschutz. Die Teilnehmer des G-8-Gipfels verpflichteten sich, den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur weltweit auf zwei Grad zu begrenzen - im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Alle würden "diesem Ziel entsprechend arbeiten", sagte Merkel.

Das positive Ergebnis sei insbesondere einer Trendwende in den USA zu verdanken, hob die Kanzlerin hervor. Dank Präsident Barack Obama wollten die USA ebenfalls den Erfolg der Klimakonferenz von Kopenhagen. Dort soll im Dezember ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll verabschiedet werden. "Die zwei Grad sind jetzt unsere gemeinsame Basis", sagte Merkel.

Aus diesem Bekenntnis leite sich die Pflicht ab, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid bis 2050 weltweit um mindestens 50 Prozent zu senken, sagte ein EU-Unterhändler in L'Aquila. Doch die Schwellenländer sind aber nicht bereit, konkrete Reduktions-Zugeständnisse zu machen.

Dem vorläufigen Beschlussdokument zufolge wollen sie ihre Emissionen lediglich "grundsätzlich" vermindern. Weitere Zusagen machen sie von Schritten der westlichen Länder abhängig. Chinas Unterhändler forderten diese erneut auf, ihre Treibhausgase drastisch zu reduzieren. Die Industrieländer der G 8 verständigten sich darauf, ihre Emissionen bis zum Jahr 2050 um mindestens 80 Prozent zu senken. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Emissionen weltweit um die Hälfte zurückgegangen sein.

Allerdings gab es auch Rückschläge. So strichen die Industrieländer alle mittelfristigen Ziele für das Jahr 2020. Das UN-Klimasekretariat hatte empfohlen, die Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent zu reduzieren. Diese Ziele werden aus Rücksicht auf die USA nicht mehr verfolgt. Der US-Kongress hat vergangene Woche erstmals konkrete Reduktionsziele beschlossen. Sie reichen allerdings nicht aus, um die UN-Empfehlung zu erfüllen. Um den USA mehr Zeit zu geben, sollen erstmals für 2050 verbindliche Vorgaben gelten. Der EU-Ratspräsident, Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt, kritisierte das. "Mittelfristige Ziele sind außerordentlich wichtig", sagte er.

Nicht weiter kam man im Ringen um die Finanzierung des Klimaschutzes. EU-Kommissions-Präsident José Manuel Barroso kündigte an, die Union werde auf ihrem Gipfel im Oktober einen konkreten Finanzierungsvorschlag vorlegen. Auch die anderen Industriestaaten erneuerten lediglich ihr Versprechen, Geld zur Finanzierung aufzutreiben. Es werde anerkannt, "dass zusätzliche Mittel mobilisiert werden müssen, um eine Vereinbarung in Kopenhagen zu erreichen", hieß es.

Entwicklungs- und Schwellenländer machen weitere Zusagen von finanziellen Hilfen der Industriestaaten abhängig. UN-Experten schätzen den Finanzbedarf weltweit auf jährlich hundert Milliarden Euro. Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisierten die Klimabeschlüsse deshalb. Der WWF wertete sie als Fortschritt, aber nicht als Durchbruch. "Es fehlt die Erklärung, was daraus konkret folgt", sagte eine Sprecherin.

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