G-7-Treffen:Macron wirft Job als Trump-Flüsterer hin

Lesezeit: 2 Min.

  • Vor Beginn des G-7-Gipfels hat Frankreichs Präsident Macron den US-Präsidenten so scharf wie noch nie im Handelsstreit kritisiert.
  • Macron kündigte an, dass die sechs anderen Nationen die Abschlusserklärung ohne die USA unterzeichnen könnten.
  • Auch der kanadische Premier Trudeau kritisiert die US-Regierung. Wie Macron hatte er sich um ein gutes persönliches Verhältnis zu Trump bemüht.
  • Donald Trump will am Samstag vorzeitig vom Gipfel abreisen.

Von Johannes Kuhn, Austin

Wohl noch nie hat ein G-7-Gipfel im Schatten derartiger Konflikte zwischen den USA und ihren Verbündeten stattgefunden. Vor dem zweitägigen Zusammentreffen der führenden Industrienationen, das am Freitag in der Nähe der kanadischen Stadt Québec beginnt, hat ausgerechnet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Ton im europäischen Handelsstreit mit Washington verschärft.

Macron twitterte ein Video seiner Pressekonferenz und übersetzte dazu in die englische Sprache: "Dem amerikanischen Präsidenten mag es egal sein, wenn er isoliert ist - genauso wenig aber macht es uns etwas aus, eine Vereinbarung von sechs Ländern zu unterzeichnen, wenn die Notwendigkeit dazu besteht." Diese sechs Länder hätten Werte und die Kraft der Geschichte hinter sich. Und, im Kontext weiterer Tweets: "Kein Anführer ist für die Ewigkeit" sowie "Ich werde Hegemonie mit aller Kraft bekämpfen. Hegemonie ist das Überleben des Stärksten. Hegemonie ist das Ende der Herrschaft des Rechts."

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Noch Ende April hatte Trump den französischen Präsidenten im Weißen Haus mit allen Ehren empfangen. Macron hatte den Immobilien-Unternehmer seit seinem Amtsantritt heftig umgarnt, was ihm den Ruf des "Trump-Flüsterers" eingebracht hatte. Letztlich aber konnte er den Republikaner nicht dazu bewegen, auf Strafzölle für europäische Stahl- und Aluminium-Exporte zu verzichten und dem Atomabkommen mit Iran treu zu bleiben. Seitdem hatte Macron die US-Regierung mehrmals kritisiert, allerdings nie mit solch deutlichen Worten.

Seine Versuche der diplomatischen Deeskalation scheiterten: Vergangene Woche hatte ein vermittelndes Telefongespräch der Präsidenten stattgefunden, das offenbar zu einer Vertiefung des Bruchs geführt hatte. Das Gespräch sei "furchtbar" verlaufen, hieß es laut CNN aus dem Weißen Haus. "Basierend auf dem Verhältnis der beiden hatte Macron gedacht, er könne offen reden", zitierte der Sender in das Telefonat eingeweihte Quellen, "aber Trump verkraftet es nicht, wenn man ihn derart kritisiert."

Auch Trudeau übt heftige Kritik

Macron war am Donnerstag mit dem G-7-Gastgeber - Kanadas Premier Justin Trudeau - zusammengetroffen. Auch Trudeau hatte die USA bereits deutlich für die Stahl- und Alumniumzölle kritisiert, die Washington auch gegen Kanada erlassen hatte und die das Land stark treffen werden. Sauer aufgestoßen war dem Nachbarland, das wirtschaftlich und außenpolitisch eng mit den USA verflochten ist, der Hinweis auf die "nationale Sicherheit", mit dem Washington die Zölle begründete.

Trudeau bezeichnete dies nach dem Treffen mit Macron erneut als "beleidigend". Er hoffe, dass sich Logik und gesunder Menschenverstand gegen eine US-Regierung durchsetzten, "die sich nicht immer an diesen Prinzipien ausrichtet".

Wie Macron hatte auch Trudeau lange versucht, auf Trump durch ein gutes persönliches Verhältnis Einfluss zu nehmen. Auch er scheiterte damit. Nachdem Washington von den Nachbarländern Kanada und Mexiko Nachbesserungen am Freihandelsabkommen Nafta verlangt hatte, brachen die Verhandlungen Ende Mai zusammen.

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Die US-Regierung hatte kurzfristig verlangt, dass der neue Vertrag automatisch nach fünf Jahren auslaufe. Trudeau sagte eine avisierte Reise zur Unterzeichnung nach Washington deshalb ab. Kurz darauf kündigte die US-Regierung die Einführung der Zölle an. "Der Handelskrieg eskaliert und die Ära des Trump-Flüsterers geht zu Ende", kommentierte die kanadische Zeitung Globe and Mail jüngst in Anspielung auf Trudeau, der ebenfalls diesen Spitznamen trug.

Nur wenige Minuten nach den Macron-Tweets reagierte Trump seinerseits via Twitter. "Bitte sagt Premierminister Trudeau und Präsident Macron, dass sie die Vereinigten Staaten mit massiven Zöllen und anderen (...) Handelshemmnissen belegen", schrieb er. Er freue sich darauf, sie Freitag beim Gipfel in La Malbaie zu sehen, so der 71-Jährige, offenbar ironisch. Trump hat Medienberichten zufolge vor, am Samstag vorzeitig vom Gipfel abzureisen.

Mit Material von dpa und AP.

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